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Essen fürs Denken

■ Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 11: England ist gastronomisch besser als sein Ruf Von Karen Schulz

Als Englandreisende wird man immer ein bisschen bedauert – nicht nur wegen des schlechten Wetters, sondern vor allem wegen des angeblich so traurigen englischen Essens. Auch ausgedehnte Aufklärungskampagnen scheinen an diesen beiden Vorurteilen nicht rütteln zu können.

Ob man Lammfleisch in Minzsauce unerträglich findet, darüber lässt sich immerhin streiten – schließlich geht es vielen AusländerInnen mit echt deutschen Spezialitäten wie Sauerkraut oder Eisbein genauso. Außerhalb der traditionellen Küche genießen unsere InselnachbarInnen jedoch einen enormen Vorteil: Durch das britische Empire flossen in die Landesküche bereits köstliche Einflüsse anderer Länder ein, als man hierzulande noch von Kartoffelsalat mit Würstchen und Schweinebraten lebte. Die vielbeschworene „Neue Küche“, die sich in der vergangenen Dekade auch in Deutschland durchsetzte, lebt genau von diesen globalen Einflüssen und schätzt insbesondere die indische und asiatische Küche für deren Zubereitungsarten und Aromen, die in der englischen Küche längst ihre Spuren hinterlassen haben.

Wer gerne die unterschiedlichsten Gaumenfreuden austestet, ist daher in der Metropole London genau richtig. Hier findet sich an jeder Ecke ein Restaurant, Coffeeshop oder Imbiss, so dass man Tage mit Essen verbringen könnte, ohne zweimal auch nur ansatzweise Ähnliches zu verspeisen. Für chinesische Gerichte empfehlen sich nach wie vor die Restaurants in Soho – wer es allerdings lieber hip hat, geht zu Wagamama: An langen Holztischen kann man hier Nudelsuppe schlürfen oder leckere Salate verspeisen.

Vegetarisches Highlight der Stadt ist bereits seit 25 Jahren Food for Thought in der Nähe von Covent Garden. Eine täglich wechselnde Karte lockt mit Genüssen wie Spinatrolle mit Spargel oder Paprika-Mandel-Suppe. Wer sich nicht entscheiden kann, kauft zusätzlich das hauseigene Kochbuch – oder kocht ab und an nach den Rezepten dieser Kolumne, die häufig von der Food for Thought-Küche inspiriert sind.

Ganz meisterhaft verstehen sich die EngländerInnen auf alles Süße: schon in der elisabethanischen und erst recht in der viktorianischen Ära wurden köstliche puddings (so werden generell alle Süßspeisen bezeichnet) erdacht und erkocht. Der Cream Tea aus dem Südwesten der Insel, zu dem es unbedingt Scones gibt und den man herrlich altmodisch bei „Fortnum and Mason's“ serviert bekommt, ist nur eine Köstlichkeit von vielen – Apple Crumble, Trifle oder Pecan Pie sind einfach nicht zu übertreffen.

Auch beim Thema Gesundheit haben die BritInnen uns im Übrigen etwas voraus: Die erfolgreiche Kette Pret-a-manger, die in der gesamten Stadt die Banker, Büroleute und Touris mit Sandwiches, frischgepresstem Saft und Süßspeisen versorgt, wirbt ausdrücklich mit dem Vollwert-Argument.

In der kommenden Woche gibt es noch mehr zur britischen Küche.

Wagamama, 10a Lexington Street, U-Bahn: Leicester Square (Ableger gibt es auch in Camden Town und Kensington); Food for Thought, 31 Neal Street, U-Bahn: Covent Garden; Fortnum and Mason's, 181 Piccadilly, U-Bahn: Piccadilly Circus; Pret-a-manger, überall in Londons City.

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