piwik no script img

Rechte für die Opfer

■ Hamburger Justizbehörde will „Gleichberechtigung“ im Gerichtssaal

Seit sie ihr Amt als Justizsenatorin übernahm, hat Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) immer wieder die Stärkung der Rechte von Verbrechensopfern zum obersten Ziel erklärt. Gestern nun einigte sich der Hamburger Senat auf eine entsprechende Gesetzesinitiative, die in den Bundesrat eingebracht werden soll. Da Peschel-Gutzeit selbst dem Rechtsausschuss der Ländergremiums vorsitzt, rechnet sie damit, dass die Hamburger Initiative dort bald auf der Tagesordnung stehen wird.

Zur Zeit seien die Opfer von Verbrechen im Strafprozess lediglich „Beweismittel“, um den Täter überführen zu können. Durch die Änderung der Strafprozessordnung sollen sie laut Peschel-Gutzeit zu „gleichberechtigten Verfahrensbeteiligten“ werden. Sie sollen ein Akteneinsichtsrecht bekommen – ohne zuvor einen Rechtsanwalt beauftragen zu müssen. RichterInnen sollen verpflichtet werden, die ZeugInnen über ihre wesentlichen Rechte aufzuklären – etwa über das Recht, in der Vernehmung Fragen zu beanstanden oder zum Schutz der eigenen Persönlichkeit den Auschluss der Öffentlichkeit zu beantragen.

Zudem will Peschel-Gutzeit Verbrechensopfern ermöglichen, während der Gerichtsverhandlung auch einen Beistand bei sich zu haben, der keine Anwaltsrobe tragen muss.

Ersparen will der Senat den Geschädigten vor allem, dass sie Schadensersatzansprüche gegen den Täter in einem zusätzlichen Zivilprozess geltend machen müssen. Gestärkt werden soll deshalb das sogenannte „Adhäsionsverfahren“. Wird die Hamburger Initiative zum Gesetz, können demnächst StrafrichterInnen selbstständig festlegen, wieviel Entschädigung der Täter dem Opfer zahlen muss. ee

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen