Kommentar: Sechs-Riesen-Flop
■ Kein Mitleid mit Hausbesitzern
Kommen Ihnen nicht auch die Tränen: Da legen Bremens von Farbattentaten auf ihr Eigentum gebeutelte Hausbesitzer zusammen, reißen sich sechs Riesen aus der Seele – und der undankbare Oberpolizist Rolf Lüken heuchelt erst Interesse und winkt dann einfach ab. Der Herr Polizeipräsident weiß noch nicht, ob er sich wirklich ein Graffiti-Album ins Büro-Regal stellen möchte.
Sollten sich im Präsidium Am Wall Zweifel an der forcierten Strafverfolgung gegen Sprayer regen? Die Abkehr von „Zero Tolerance“ nach Borttschellers New York-Trip? Oder soll umgekehrt die Sonderkommission Graffiti wegen Unterminierung der harten Linie aufgelöst werden? Schließlich war von dort die fast schon subversive Forderung zu vernehmen, den Sprayern über die bloße Strafverfolgung hinaus auch legale Alternativflächen zu bieten.
Dieser Vorschlag, so ungewöhnlich er aus dem Munde von Ordnungshütern klingt, muss nicht zum Erfolg führen, reizt viele Sprayer doch gerade der Nervenkitzel ihres illegalen Tuns. Sie werden also auch weiterhin „wild“ sprayen, wo es ihnen passt – zum Ärger vieler Hausbesitzer, die ihrer Immobilie selbst schon lange keine Farbe mehr gegönnt haben. Aber, auch wenn Gaffitis nicht immer den persönlichen Geschmack des Hausbesitzers treffen: Vielen in tristem grau gehaltenen Bremer Häusern könnten sie eigentlich nur gut tun. Jan Kahlcke
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