: Querspalte
■ Egomanie und Börsenkurse
Jack White ist ein eitler Fatzke, das lässt sich beim besten Willen nicht anders sagen. Der Schlagerindustrielle, der für von ihm geschriebene oder produzierte Lieder seit 1969 mehr als 300 Gold-, Platin- und Mehrfach-Platin-Auszeichnungen kassiert hat, will mit seiner Firma an die Börse gehen – und zwar an seinem sechsten Hochzeitstag, dem 13. September. Und weil White so ichbezogen ist, hat er das epochale Datum noch in einer Hotline-Nummer verwurstet, unter der er im Handelsblatt „Informationen zum Börsengang“ anbietet (0 18 05/13 09 99).
An die Börse geht jeder und seine Mutter, und Besorgnis erregend ist das normalerweise nicht. Anders in diesem Fall: „Der Emissionserlös wird zur Internationalisierung und Finanzierung neuer Projekte verwendet. Wir werden ein eigenes Label in den USA haben“, droht White, der bürgerlich Horst Nußbaum heißt. Diese Deutschen! Kaum sind sie wieder wer, fangen sie an, Bomben zu schmeißen, und dann wollen sie den Rest der Welt auch noch mit ihren Schlagern terrorisieren. Dass Whites zukünftige Produktionen floppen und die Kurse fallen, glaubt in der Branche niemand, der Andrang der „Promis“ auf die Aktien ist jetzt schon groß. „In der Warteschleife“, berichtet Die Welt, befänden sich zum Beispiel Peter Maffay und Hansi Hinterseer. Aber who the fuck is Hansi Hinterseer?
Früher pumpte Nußbaum-White einen Teil seiner Millionen in den Fußballverein Tennis Borussia, heute dürfte er froh sein, dass er mit der Branche nichts mehr zu tun hat. Vor allem, wenn er an den 25. Juni 1992 denkt. Damals nahm sich der sechsmalige UdSSR-Auswahlspieler Wiktor Januschewski das Leben, nachdem der von White unterstützte Club den Vertrag mit ihm aufgelöst hatte. Das Hinterhältige: Der Kicker erhängte sich an einem Nußbaum. So etwas hätte heute womöglich unangenehme Folgen für die Aktienkurse. René Martens
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen