: Lojewski: Einer für die Wohngemeinschaft
■ Wie AfB-Ex-Spitzenkandidat Andreas Lojewski seine verlorene Holsten-Wette bei Wahrheit-Kolumnen-Schreiber UrDrü einlöst
Verdächtig hell ist es an diesem Freitagmorgen im Ostertor und der erste Passant, der mir nach langer Nacht auf offener Straße begegnet, missioniert mich bereits mit den Worten: „God is a Deejay.“ Für sich genommen schon Grund genug, wieder ins Bett zu gehen und über die Initiative Altersvorfreude einer deutschen Großbank nachzudenken, wäre da nicht die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, die fragmentarischen Ergebnisse eines gestrigen Umtrunks im „Lustigen Schuster“ darzulegen.
Der am launischen Wählerwillen gescheiterte AfB-Spitzenkandidat Andreas Lojewski hatte Endesunterzeichneten in Erfüllung einer verlorenen Bierwette über den Wahlausgang eingeladen und erwies sich ungeachtet geringfügiger Unterschiede im politischen Glaubensbekenntnis als standhafter und sachkundiger Getränksmann.
Mutter Nordfriesin, der Vater aus Ostpreußen. Verheiratet. Kinder keine. Und Jurist hat er gelernt und vor seiner Arbeit für Bremen bei den Sozis in Partei und Bürgerschaft einiges an Herrschaftswissen gesammelt. Gerade als wir ihm so richtig intime Schweinereien entlocken wollen, setzt sich der gleichfalls gescheiterte Bürgermeisterkandidat Propper ungefragt, wenn auch nicht unerwünscht, dazu und das Gespräch gerät ins kosmische Chaos. Irgendwann beschliessen wir, auf keinen Fall eine neue Partei, vielleicht aber eine Pension bei Königsberg zu eröffnen, wobei auf keinen Fall Klaus Wedemeier Geschäftsführer wird.
Einmütig stellen wir nach wechselseitigen Rückblicken in die persönliche Vergangenheit fest, dass Bankräuber grundsätzlich nie ohne eigene Plastiktüte in der Schalterhalle erscheinen sollten. Gemeinsam lehnen wir Faschismus und Jugendarbeitslosigkeit, Brigitte Dreyer, Käfighaltung und überzogenen Vegetarismus ab und einig sind wir uns in der Hochachtung für Friedrich Rebers und den allerbesten Wünschen für die Genesung.
Fragen der Mittelstandsförderung, vorzügliche Qualität der Frikadellen des Schlachters Safft und die Zukunft des SV Werder bilden weitere Schwerpunkte des aus-ufernden Gesprächs. Irgendwann stoßen auch noch die auf Sturztrunk orientierten KollegInnen Jens Tittmann und Barbara Kern mit ihrer liebenswerten Landsmännin Elisabeth dazu. Jeti versucht, Lojewski zur Bewerbung um das Bürgermeisteramt in Bremerhaven zu drängen, doch der fühlt sich nicht ganz so lebensmüde.
In Dank und Anerkennung für die dargebotenen Getränke überreicht der Schreiber dieser Zeilen dem Star des Abends ein Energy Package mit meditativer CD und Massageöl. Schließlich erscheint gegen Mitternacht noch August Smisl, stärkster Mann Österreichs, und erklärt sich bereit, den Andreas demnächst in seinem neuen Fitness Forum im Waller Hafenquartier körperlich und mental für ein politisches Comeback aufzubauen.
Inzwischen ist es spät geworden. Ach wie schnell die Zeit vergeht/wer hat an der Uhr gedreht. Ja, wenn der Lojewski nun auch noch kochen kann. Bereit ist, mit soviel Anstand bei Monopoly zu verlieren wie bei den Wahlen und am Ende gar noch eine Geschirrspülmaschine einbringt – man könnte mit ihm in einer Senioren-WG zusammenleben. Sofern er nicht zu oft Besuch von Parteifreund Hartmut „Flomi“ Frensel bekommt. Denn nicht jeder Deejay ist ein Herrgott. Ansonsten aber: nicht schlecht, wenn es mal richtig menschelt. Und natürlich nie mit Holsten. Ulrich Reineking
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