Der wertlose Abschaum des britischen Weltreiches    ■ Von Ralf Sotscheck

Dafür lieben wir die Iren: In jeder Lebenssituation haben sie ein aufmunterndes Sprichwort parat, etwa: Ein Fremder ist ein Freund, dem man noch nicht begegnet ist. Außer er ist schwarz oder Rumäne, dann will man ihm lieber gar nicht begegnen. Solche Leute halten nämlich fünf bis zehn Schlangen zu Hause und trinken deren Blut, weil sie glauben, das sei gesund. So steht es auf einem anonymen Flugblatt, in dem Asylbewerber als „wertloser Abschaum des britischen Weltreiches“ bezeichnet werden. Schlimmer gehts nimmer in einem Land, wo „West-Brite“ bereits ein böses Schimpfwort für einen Mitbürger ist, dem es an der rechten nationalen Einstellung mangelt.

Bis vor ein paar Jahren hatten die Iren kaum Gelegenheit, sich als Rassisten hervorzutun, denn es gab ja keine Zielgruppe – sieht man einmal von den einheimischen Nomaden ab, die in Irland schon lange nichts mehr zu Lachen haben. Seit dem wirtschaftlichen Aufschwung sind andere „Ziel eins“ geworden: Asylbewerber, die in Horden über die Insel herfallen und ihre verkommenen Bräuche mitbringen, so beklagen viele Zeitungen. Rumänen, so schreibt The Wexford People, lungern vor Oberschulen herum und versuchen, irische Schulmädchen zu schwängern. Ihre Landsleute, die es noch nicht bis nach Irland geschafft haben, warten angeblich in Brackensiedlungen im französischen Hafen Le Havre auf die erstbeste Gelegenheit, als blinde Passagiere über den Kanal zu setzen.

Tatsächlich gibt es in Irland 4.500 Asylbewerber – allein in München leben fast doppelt so viele Iren. Aber die bereichern dort ja die kulturelle Landschaft. Wie übrigens auch die 200 Iren, die jede Woche illegal in die USA einreisen. Die sind freilich weiß, was bei Rumänen nicht so sicher ist. Gut, ihre Babys hat man nach dem Sturz des Ceaucescu-Regimes gerne adoptiert, denn nach einer guten irisch-katholischen Erziehung sollen sie sich mitunter aufhellen. Bei den Erwachsenen funktioniert das nicht, sie liegen obendrein dem Steuerzahler auf der Tasche.

Der Rassismus ist auf dem besten Wege, ebenfalls zur Tradition zu werden. Ein Drittel der Iren ist ausländerfeindlich, so haben Erhebungen ans Tageslicht gebracht. Bei der Einwanderungsbehörde dürfte die Zahl um ein Vielfaches höher liegen. Die Beamten wachen mit Argusaugen an Flughäfen und Bahnhöfen, dunkelhäutige oder gar schwarze Reisende müssen ihnen einen plausiblen Grund für den Aufenthalt auf der Grünen Insel nennen.

Vielleicht, dass man in Dublin geboren ist und sein ganzes Leben nichts anderes war als Ire? Das überzeugt einen beamteten Einwanderungsverhinderer keineswegs: Dessen Landsleute waren noch nie schwarz, und so soll es auch bleiben. Erklärt der Farbige dann dem farblosen Beamten mit breitem Dubliner Akzent, dass seine Mutter aus Irland, der Vater aus Zimbabwe stammt, nützt ihm das gar nichts: „Ah, ein besonders gewieftes und sprachbegabtes Exemplar von Asylschwindler“, denkt sich der Klotzkopf.

Endlich haben ein paar seriöse Zeitungen zum Anti-Rassismus aufgerufen. Allzu viel Political Correctness führt aber so manchen unbedarften Leser wie mich geradewegs ins Verderben. Darüber nächste Woche.