Indonesische Milizen bringen Terror und Mord nach Osttimor

■ Die Gewalt proindonesischer Milizen gerät völlig außer Kontrolle. Abzug internationaler Beobachter

Berlin (taz) – Die vom indonesischen Militär ausgerüsteten proindonesischen Milizen haben gestern den Westen Osttimors und die Hauptstadt Dili unter ihre Kontrolle gebracht. Mit Mord und Totschlag gingen sie gegen die Bevölkerung vor und verschleppten zahlreiche Menschen ins indonesische Westtimor. In Dili wurden die Residenz des katholischen Bischofs und Friedensnobelpreisträgers Carlos Belo und das Hauptquartier des Internationalen Roten Kreuzes gestürmt. Dort befanden sich jeweils mehrere tausend Flüchtlinge.

Nach bisher nicht zu verifizierenden Berichten wurden mehrere hundert Menschen ermordet, seit am Samstag das deutliche Votum der Bevölkerung für die Unabhängigkeit von Indonesien bekanntgegeben worden war. Eine Augenzeugin berichtete gestern, sie habe an einer Straße Dutzende von abgeschlagenen Köpfen auf Pfählen aufgespießt gesehen. Mit Flugzeugen der australischen Luftwaffe wurden hunderte Mitarbeiter der Vereinten Nationen und zahlreiche Ausländer evakuiert. Auch der Sprecher der UN-Mission in Osttimor, David Wimhurst, musste nach Nordaustralien ausgeflogen werden.

Während Indonesien ankündigte, weitere Truppen nach Osttimor zu entsenden, und sogar die Teilmobilmachung seiner Marine ankündigte, wuchs die internationale Kritik an der Regierung in Jakarta. Ein Vertreter des Internationalen Währungsfonds (IWF) und die australische Regierung drohten mit der Aussetzung von Hilfsgeldern. han

Schwerpunkt Seite 2