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Label-Wirrwarr beim Bettenkauf

■ Matratzenkauf geht nicht einfach so: Wer sich allergiefrei betten will, braucht vorher jede Menge Informationen über Matratzen-Siegel und Schadstoffe / Latex-Matratzen sind nicht die einzige Lösung

Sie werben mit Öko-Siegeln, Latex-Kokos-Schichten oder dem Siegel „Streng schadstoff-kontrolliert“: Auch in Bremens Betten- und Möbelhäusern dröhnen kräftig die Werbetrommeln, wenn es um den richtigen Matratzenkauf geht. Und so hat Kunde König die Qual der Wahl: Wer in Geschäften nur wegen einer Hausstauballergie auf die Suche nach einer neuen Schlafunterlage geht, weiß meist schon beim zweiten Blick in Prospekte oder Ausstellungsräume nicht mehr weiter.

Denn da wird von der Natur-Latexmatratze über die Latex-Ross- haar- bis hin zur „Allergikermatratze“ mit Baumwollunterbezug fast alles geboten. „Informieren Sie sich deshalb genau vorher, bevor Sie kaufen“, rät deshalb Huisinga von der Bremer Verbraucherzentrale: In der Infothek der Verbraucherzentrale am Altenweg liegen zum Beispiel neueste Testergebnisse der Stiftung Warentest über Matratzen sowie Handbücher rund um das Thema Allergien – darin finden sich Tips für die Wohnung bis hin zum Bettenkauf – aus.

Wer sich nämlich zum Beispiel als Hausstauballergiker im Möbelhaus eine Latex-Matratze aufschwatzen lässt – weil Hausstaubmilben weder aus Bäumen gewonnenes noch synthetisch aus Erdöl hergestelltes Latex mögen – kann trotzdem falsch liegen: Möglicherweise kommt kurz nach dem Kauf die Wahrheit ans Licht – und der Schläfer reagiert zudem allergisch auf Latex: „Dann haben Sie den Salat – und müssen die Matratze im Grunde wieder rausschmeißen“, warnt Marita Förster vom „Bremer Umweltinstitut“, das Schadstoffe in Innenräumen und Möbeln gegen Entgelt untersucht.

Als allgemeine Faustregel im Angebots-Wirrwarr formulieren Verbraucher-Berater und Schadstoff-Experten deshalb: „Fordern Sie vor dem Kauf im Geschäft immer erstmal einen Datenliste mit den verwerteten Stoffen in der Matratze an“, sagt Umweltinstitut-Mitarbeiterin Förster. Das Institut kann die Liste dann prüfen. Und der Verbraucher weiß danach mehr über die verarbeiteten Rohstoffe: „Denn jede Matratze besteht nicht allein aus Latex oder Baumwolle sondern noch aus zig anderen Stoffen.“ Und darin könnten möglicherweise auch noch unangenehme Schadstoffe schlummern.

Zum Beispiel Pestizide, die sich während des Baumwollanbaus in der verarbeiteten Baumwolle angesammelt haben. Oder Mottenschutzmittel oder Formaldehyde in Polstern und Bezügen. Wer so etwas vermeiden will, sollte laut Bremer Umweltinstitut auf Matratzen-Siegel im „ökologischen Fachhandel“ achten: So bieten zum Beispiel Naturmöbel-Geschäfte in Bremen Natur-Latexmatratzen an, die vom sogenannten „Qualitätsverband Umweltverträglicher Latex-Matratzen“ stammen.

Dieser Verband, in dem Rohstofflieferanten, Hersteller, Händler und Labors zusammengeschlossen sind, garantiert eine strenge Schadstoffprüfung – und vergibt ein Zertifikat ökologischer Produktprüfung, zum Beispiel vom eco-Umweltinstitut in Köln. Aber auch der Bundesverband ökologischer Einrichtungshäuser garantiert mit seinem Siegel „ÖkoControl“ strenge Schadstoffkontrollen.

„Stiftung Warentest“ nahm im letzten Test im Januar 1999 aber auch Matratzen aus dem ganz normalen Fachhandel unter die Lupe, die zum Teil erheblich günstiger im Preis sind: „Erfreuliche“ Ergebnisse förderte die Stiftung da bei der Schadstoffprüfung zutage. Man wurde in keinem der untersuchten Produkte von „diamona“ bis zu „dormilux“ fündig. „Ökotest“ dagegen kam in einer Untersuchung vor drei Jahren allerdings zu weit beunruhigerenden Ergebnissen: Bei einer Prüfung von 19 verschiedenen Latex- und Federkernmatratzen erhielt keine Unterlage das Ökotest-Prüfsiegel „empfehlenswert“.

Darum, so das Bremer Umweltinstitut: „Immer vorher auf die Stoffliste achten.“ Und neben dem Matratzeninhalt auch auf die Bezüge, rät die Verbraucherzentrale: Denn die müssen gerade für Hausstaub-Allergiker abnehmbar sein – um sie gegen Milbenbefall regelmäßig bei bis zu 90 Grad waschen zu können. Dasselbe gelte übrigens auch für Bettwäsche und -bezüge: „Die Matratze allein reicht nicht, auch das muss beachtet werden“, sagt Verbraucher-Beraterin Huisinga – und rät zu synthetischen und somit waschbaren Materialien. kat

Infos gibt die Infothek in der Verbraucherzentrale am Altenweg 4, 160 77 7. Schadstoff-Untersuchung, die jedoch sehr kostenintensiv sind, führt auch das Bremer Umweltinstitut durch: Zu erreichen unter % 7 60 78.

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