piwik no script img

Auf einem Rad ins Mittelfeld

■ Das Berliner Einradhockey-Team „Circulum“ nahm erstmals an einem überregionalen Punkteturnier teil und erlangte unter den acht Teilnehmern einen unverhofften vierten Platz

Noch während die Spielerinnen und Spieler des einzigen Berliner Einradhockeyteams auf dem Bolzplatz in der Erfurter Straße eintrudeln, murmelt Adrian Voßkühler beiläufig: „Ich geh mal fegen.“ Er rast auf seinem 24-Zoll-Einrad quer über den Platz und kloppt mit dem Schläger Steinchen, Dosen und anderen Müll zur Seite. Erst dann kann das Training beginnen: Rumpfbeugen und Armkreisen zum Einstieg, Fahrübungen mit und ohne Schläger, ein kleiner Trainingskick. „Andere Mannschaften trainieren viel Taktik, wie im Hockey“, erklärt Voßkühler. Raumaufteilung, Flanken, Spiel ohne Ball – um das richtig zu üben, bräuchte die Berliner Truppe noch ein paar Spieler mehr.

Vor zwei Jahren hatte Voßkühler damit begonnen, die Mannschaft aufzubauen (die taz berichtete exklusiv). Inzwischen ist der harte Kern auf sechs Spieler angewachsen, und das Team hat sich „Circulum“ angeschlossen, einem Sportverein aus der Jonglierszene. Dadurch steigen ihre Chancen, im Winter bei der Vergabe von Hallenzeiten berücksichtigt zu werden.

Einradhockey darf getrost zu den Exotensportarten gezählt werden. „In Deutschland gibt es 500 aktive Spieler“, schätzt Sven Wittorf, Organisator der Deutschen Einradhockeyliga, „und das müssten schon mehr als die Hälfte weltweit sein.“ Hierzulande wächst die Gemeinde ständig an. Um die zehn neue Teams spielen noch nicht auf Turnieren, und im Westen bilden sich die ersten Jugendmannschaften.

In der Liga dominieren nach wie vor die Mannschaften von Rhein und Ruhr, wo die ersten der inzwischen 25 organisierten Teams vor zehn Jahren gegründet wurden. Die großen Namen heißen Langenfeld/Hilden/Monheim, Bochum oder Mörfelden. Die beiden Bochumer Mannschaften machten gar 1996 bei den ersten inoffiziellen Weltmeisterschaften in London das Finale unter sich aus. Bei der zweiten WM in Bottrop konnte Bochum I im vergangenen Jahr den Titel verteidigen. Von der Hauptstadt war lange nichts zu sehen.

In diesem Jahr nahm das „Circulum“-Team erstmals an Punkteturnieren der Liga teil und legte am 28. August im westfälischen Borken unter acht Mannschaften einen passablen vierten Platz hin. Voßkühler: „Für unsere Verhältnisse war das nicht schlecht. Wir hatten mit dem siebten gerechnet.“ In der Tabelle rückte das Hauptstadtteam damit um zwei Positionen auf Platz 18 vor.

Stammspieler Joachim Pohl konnte nur verletzt zusehen, wie seine Mannschaft sich in Borken selbst übertraf: „Was hier im Training nie geklappt hat, funktionierte plötzlich. Statt daß alle um den Ball herum rollen, hatten wir eine Raumaufteilung.“ Schließlich sei man es aus den Trainingsspielen nicht gewohnt, gegen fünf Gegner zu spielen, und schon gar nicht mit fünf eigenen Spielern.

Martin Kaluza

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen