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Das Ende kommt ohne heiße Nadel

■ Das Goethe-Institut muss elf seiner internationalen Einrichtungen schließen

Berlin (taz) – So schnell wurden Sparbeschlüsse in letzter Zeit selten umgesetzt. Das Goethe-Institut hat sich nach dreistündigem Gespräch mit Gerhard Schröder und seinem Kulturbeauftragten Michael Naumann weitgehend auf die Vorschläge des Bundes geeinigt. Nach einer Präsidiumssitzung erklärte ein Sprecher des Instituts gestern in München, dass bis Jahresende 11 ausländische Einrichtungen schließen werden. Anfang der Woche war noch von 18 Instituten die Rede gewesen.

Über Schließungen in Deutschland wurde nichts bekannt. Lediglich bei der Zentralverwaltung wolle man ein bis zwei Prozent der Gesamtzuwendung bis 2003 durch eine „weitere Optimierung von Arbeitsabläufen“ reduzieren, wie es in einer Pressemitteilung aus München heißt. Allerdings hält man weitere Teilschließungen für möglich, falls sich der Bundeshaushalt doch noch ändern sollte.

Immerhin waren in den letzten Jahren bereits 9 Zweigstellen abgewickelt worden, was Einsparungen von etwa fünfeinhalb Millionen Mark einbrachte. Nun steht fest, dass Ende des Jahres Dependancen unter anderem in York (England), Chania (Griechenland), Toulouse (Frankreich), sowie in Vancouver (Kanada), der zypriotischen Hauptstadt Nikosia und den US-Städten Seattle, Ann Arbor und Houston geschlossen werden. Im indonesischen Bandung und Córdoba (Argentinien) werden die Tätigkeiten auf Teilarbeitsbereiche reduziert.

Obwohl es in Genua vor einer Woche heftige Proteste gab, wird sich das Goethe-Institut auch von dort verabschieden. Zuletzt hatte der Genueser Stararchitekt Renzo Piano gemeinsam mit 40 Intellektuellen in einem offenen Brief an Joschka Fischer gefordert, die Schließung zu verhindern. Als Außenminister ist Fischer höchster Repräsentant des Auswärtigen Amts, dem die Goethe-Institute unterstehen. Dagegen betonte Joachim Sartorius als Generalsekretär des Goethe-Instituts gestern angesichts der Schließungen: „Unser Katalog ist nicht mit der heißen Nadel gestrickt worden“. hf

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