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Naumann macht mehr Geld für Szene locker

■  Kunst- und Kulturprojekte sollen langfristig rund 20 Millionen Mark aus dem Topf des Hauptstadtkulturfonds erhalten. Beirat soll mit einem Kurator die Mittel in der Szene verteilen. Rat der Künste begrüßt Naumann-Modell

Die Kunst- und Kulturszene der Stadt soll nach einem Modell von Michael Naumann (SPD), Staatsminister für Kultur, langfristig vom Bund finanziell unterstützt werden. Zugleich ist vorgesehen, dass die bezirklichen Initiativen sowie Projekte der Off-Kultur durch ein Gremium bei der Mittelvergabe ein weitgehendes Mitspracherecht erhalten. Die Gelder in Höhe von rund 20 Millionen Mark sollen aus dem Topf des „Hauptstadtkulturfonds“ fließen, aus dem der Bund derzeit auch mit 120 Millionen Mark die kulturellen „Leuchttürme“ Berlins – etwa die Opernhäuser, große Theater, Ausstellungsorte oder Stiftungen wie die Topographie des Terrors – subventioniert.

Nach Ansicht Naumanns, der seine Pläne am Dienstagabend auf einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Hauptstadtkultur“ vorstellte, soll das Modell den 1999 auslaufenden Hauptstadtkulturvertrag zwischen dem Bund und dem Land ablösen und ab 2000 mit neuen Richtlinien ersetzen. „Kultur und Kunst in Berlin“, betonte Naumann, „darf dabei nicht allein auf der Ebene hauptstädtischer Events weiter Unterstützung finden.“ Ebenso nötig sei die nachhaltige Finanzierung von Kunst in den Bezirken und von Projektgruppen der Szene.

Konkret sollen die Mittel für künstlerische Projekte von 15 auf 20 Millionen Mark steigen und „weit über das Jahr 2000 hinaus vertraglich gesichert werden“, so der Minister. Außerdem werde, statt des bislang bestehenden Ausschusses mit je einem Vertreter des Landes und des Bundes, ein Gremium eingerichtet, dem ein Kurator vorsteht.

Beistehen soll dem Kurator ein fünfköpfiger Beirat, der vom „Rat der Künste“, den Interessenvertretern der Künstler und Kulturschaffenden der Stadt, ernannt wird. Der Bund trete damit nicht als „zusätzlicher Intendant“ auf. Durch die Mitwirkung des Rates der Künste bei der Auswahl des Beirats sei gewährleistet, dass die von dem Kurator verteilten Mittel nicht an den Bedürfnissen der Künstler und der städtischen Kulturpolitik vorbeigeleitet würden.

Sabine Weissler, Kunstamtsleiterin in Steglitz und Mitglied im Rat der Künste, begrüßte Naumanns Vorschlag. Es sei „sehr gut“, per neuen Hauptstadtkulturvertrag Projekte und Arbeiten von Künstlern subventionieren zu wollen. Weissler forderte die Kulturverwaltung zugleich auf, „deshalb unverzüglich den Rat der Künste einzuladen“, damit der Beirat des Kurators ernannt werden könnte. Weissler: „Bisher haben wir noch keine Einladung erhalten.“ Die Räte wollten sich aber schon jetzt in einer „Findungskommission“ über die Besetzung des Beirates verständigen.

Burkhard Woelki, Sprecher von Kultursenator Peter Radunski (CDU), konnte die angemahnte Einladung des Rates nicht verstehen. Dafür sei noch Zeit genug, so Woelki. Er erinnerte daran, dass sich Radunski und der Bund beim Thema Hauptstadtkulturfonds beziehungsweise Hauptstadtkulturvertrag „immer einvernehmlich festgelegt“ hätten. Er sehe keinen Anlass zu vermuten, dass dies bei einem neuen Vertrag anders sein werde. Rolf Lautenschläger

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