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■ Die Renten-Skeptiker: drei Typen
Der Fatalist Sie wissen, dass Sie von diesem Staat nichts zu erwarten haben außer einer Mindestrente. Arbeitslosigkeit, ABM, herumgejobbt. Führungskraft werden Sie in diesem Leben auch nicht mehr, außer Sie machen eine eigene Imbissbude auf. An der Uni waren Sie auch zu lange eingeschrieben, weil Sie dort keine Rentenversicherung zahlen mussten für Ihren Taxijob. Rächt sich jetzt alles. Saxophonist bei den Toten Rosen war auch keine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung. Aber bedenken Sie als künftiger Mindestrentner: Sie sind das revolutionäre Potenzial der Zukunft. Mit Senioren-WGs, politischen Bildungszirkeln im Internet und Freiluft-Tai-Chi. Der Flüchter Sie glauben nicht mehr an die gesetzliche Rente. Deswegen sind Sie vorsorglich scheinselbstständig und zahlen als Altersvorsorge nur in Ihre Lebensversicherung ein. Im Stillen rechnen Sie ohnehin mit dem Erbe Ihrer Eltern. Sie haben sich alles schon genau überlegt: Das Haus behalten Sie, schaffen das Geldvermögen aber vorsichtshalber in die Schweiz. Vielleicht gibt es irgendwann doch eine bedarfsorientierte Mindestrente auch für Kleinunternehmer wie Sie. Und dann wäre es doch schade, wenn man Ihrem kleinen Geldvermögen auf die Schliche käme. Der Investmentfreak Sie erkennen Ihren Anlageberater am Telefon schon an seinem Atemgeräusch, und Ihr Motto lautet: Kaufen, verkaufen. In zehn Jahren wollen Sie die erste Million beisammen haben, das Wort Altersvorsorge gibt es für Sie nicht, denn Sie gehen davon aus, dass Ihr Geld automatisch immer mehr werden wird. Alles was nach Hightech und Internet klingt, wird von Ihnen sofort gekauft. Sie hören nicht auf Ihren Opa, der kein gutes Gefühl hat bei der Aktieneuphorie der Jugend. Sie setzen stattdessen auf Ihren Riecher, sollten aber berücksichtigen, dass Geld nicht stinkt. Vielleicht verpassen Sie sonst den Zeitpunkt, wo Sie von Aktien auf Immobilien hätten umsteigen sollen.
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