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Briefkästen on the road

■ BSAG und Deutsche Post testen eine neue „Postlinie“ / Künftig können Briefe jetzt in der Straßenbahn eingeworfen werden / Der Versuch läuft ein halbes Jahr auf Probe

Drei von ihnen sehen genauso aus wie wir sie kennen: sonnengelb und fast quadratisch. Die restlichen 15 sind zwar ebenfalls gelb, haben allerdings eine etwas unförmige Gestalt, nämlich rechteckig und hochkant. Das absolute Novum: sie sind erstmals mobil und fahren durch Bremen. Die Rede ist von Briefkästen. Denn seit heute morgen befördert die Bremer Straßenbahn AG (BSAG) nicht mehr nur Fahrgäste, sondern auch unser aller Post.

Ein halbes Jahr lang testet die BSAG zusammen mit der Deutschen Post AG (DPAG) das Konzept „Linienpost“. 18 Straßenbahnen der Linie 6 sind mit je einem Briefkasten ausgestattet und schaukeln die Bremer Post quer durch die Stadt. In den neuen Niederflurbahnen sind sogar die eigens von der BSAG hergestellten „neuen“ Briefkästen angebracht worden. „Das ist eine Premiere“, freut sich BSAG- Leiter Hubert Resch. Denn bisher habe die Briefkasten-Produktion immer die Post selbst übernommen. Durch das zusätzliche Service-Angebot erhofft sich die BSAG eine große Anzahl neuer Kunden. „Als Mobilitätskonzern müssen wir mehr leisten, als die Kunden nur von A nach B zu fahren“, glaubt Resch. Was früher einmal „Gefäße“ – also die Straßenbahnen – waren, seien heute Kommunikations-Center. Und aus ehemaligen „Beförderungsfällen“ seien nun auch Kunden geworden. In Delmenhorst würden die Busfahrer sogar schon Zeitungen verkaufen.

Auf die Idee der fahrenden Post ist eine Arbeitsgruppe von BSAG-Beschäftigten gekommen, die sich im Zuge eines bundesweiten ÖTV-Projekts Gedanken über neue Geschäftsfelder und die Sicherung von Arbeitsplätze gemacht hatten. Skeptische Fragen der JournalistInnen, ob dieses in Deutschland bisher einmalige Pilotprojekt nicht genau zum Gegenteil führe, wies die Bremer DPAG-Leiterin Susanne Trautmann zurück: „Wir werden wegen der zusätzlichen Briefkästen mit Sicherheit keine Stellen streichen.“ Geplant ist, dass die StraßenbahnfahrerInnen die Post an drei Punkten der Linie 6 sammeln – hierzu mussten die Angestellten eigens einen Eid zur Wahrung des Postgeheimnisses leisten. Von da aus werden die Briefe und Karten von Post-MitarbeiterInnen eingesammelt. Wenn sich das Projekt in den kommenden sechs Monaten bewährt, soll es auf das gesamte Netz ausgeweitet werden. Bei acht Straßenbahnlinien sind das eine Menge Briefkästen. Können die BriefträgerInnen nur hoffen, dass es auch in Zukunft viele Autofahrer und Fußgänger geben wird, die ihre Briefe in die Box an der Hauswand stecken. san

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