: Neuer Kollateralschaden in Mitte
■ Nachdem der gläserne Neubau des Deutschen Historischen Museums bereits im „Minol“-Gebäude zu Rissen führte, wurde nun auch das Zeughaus in Mitleidenschaft gezogen. Bauherr hatte Baugrunduntersuchung abgelehnt
Der Erweiterungsbau des Deutschen Historischen Museums steht unter keinem guten Stern. Nachdem bereits im Verwaltungsgebäude des Museums zentimeterbreite Risse aufgetreten sind (die taz berichtete), hat der Bau des gläsernen „Schauhauses“ nach den Plänen des Architekten Ioeh Minh Pei nun auch zu Rissen im benachbarten Zeughaus geführt. Dies bestätigte der Sprecher des mit den Baumaßnahmen beauftragten Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), Andreas Kübler. Laut Kübler handele es sich allerdings lediglich um sogenannte „Haarrisse“.
Derzeit wird nicht nur mit Hochdruck an der Baugrube des gläsernen Museumsbaus gearbeitet, sondern auch an der Sanierung des Zeughauses. Geplant ist unter anderem ein Tunnel, der den Pei-Bau mit dem 1706 fertig gestellten Schlüter-Bau verbinden soll. Experten haben schon vor langem vor den Unwägbarkeiten des Baugrundes an dieser Stelle gewarnt. Eine lückenlose Untersuchung des Bodens unter dem Zeughaus wie auch dem Verwaltungsgebäude, dem ehemaligen „Minol“-Haus, wäre allerdings zu aufwändig und teuer gewesen, wehrte sich BBR-Sprecher Kübler gegen Vorwürfe, nichts gegen evtentuelle Schäden unternommen zu haben. Im Übrigen seien die Risse weit davon entfernt, eine Gefahr für das Gebäude oder die Bauarbeiter zu werden.
Doch ganz so harmlos sind die Risse nicht. „Das ist schon ein Thema“, meint der mit der Zeughaus-Sanierung beauftragte Architekt Winfried Brenne. Brenne verweist darauf, dass die Baugrube für den Neubau noch lange nicht ihre endgültige Größe erreicht habe. „Wie sich das entwickeln wird“, so der Architekt weiter, „ist völlig unklar.“
Das gilt allerdings nicht nur für das Zeughaus, sondern auch für andere Gebäude in Mitte. So sind nach Auskunft der stellvertretenden Vorsitzenden des Landesdenkmalrats, Simone Hain, Risse auch im ehemaligen Marstall in der Breiten Straße aufgetreten. Wie bei der Baustelle des Deutschen Historischen Museums wurden auch dort sogenannte „Rissmonitore“ installiert, um den weiteren Fortgang der Schäden zu beobachten.
Der größte „Kollateralschaden“ dieser Art liegt im Spreetal schon einige Zeit zurück: Beim Neubau des Reichsbankgebäudes, zu DDR-Zeiten vom ZK der SED und nun von Bundesaußenminister Joschka Fischer genutzt, traten Schäden an anderen Gebäuden im Umkreis von zwei Kilometern auf. Uwe Rada
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen