: Umweltengel im Sportverein
Wider Wasserverschleiß und Dosenbier: „Sport mit Einsicht“ will Hamburgs Vereine auf nachhaltig ökologische Pfade führen ■ Von Uta Caspary
Sport hält fit, ist Wettkampf, Auspowern, Grenzgang. Leider allzu oft auf Kosten der Umwelt: Dosenbier als Durstlöscher, Wasserverschleiss durch Duschzwang. Bei 750 Sportvereinen allein in Hamburg fällt das ganz schön ins Gewicht. Die Alternative lautet: „Sport mit Einsicht“.
Unter diesem Motto setzen sich seit rund zehn Jahren verschiedene Institutionen aus dem Sport- und Freizeitbereich für eine nachhaltige – das heißt: dauerhaft umweltgerechte – Entwicklung des Sports ein. Der eingetragene Verein „Sport mit Einsicht“ hat schon zahlreiche Pilotprojekte zur Verringerung von Umweltbelastungen beim Sport organisiert. Größtes Mitglied ist der Deutsche Sportbund. Aber auch die Hamburger Sportjugend, das Deutsche Jugendherbergswerk und die Naturfreunde-Internationale sind dabei. „Wir organisieren auch bundesweite Fachveranstaltungen, etwa zum Thema ,Sport und Natur im Konflikt'“, sagt Thomas Wilken, Gründer des Vereins. „Wir wollen in erster Linie Aufklärungsarbeit leisten und möglichst viele Sportvereine zur Nachahmung anregen.“
Um gegen eingeschliffene Vereinsrituale wie das Trinken von Dosenbier anzukommen, müsse man schon „mit Engelszungen reden“ – und entschiedene Hartnäckigkeit der Vereinsträgheit entgegensetzen, weiß Projektmanager und Umwelttechniker Thorsten Leffers aus Erfahrung. Gerade weil viele Sportarten – etwa Rudern, Segeln, Klettern – mit und in der Natur ausgeführt werden, sei es sehr wichtig, SportlerInnen mehr für die Belange der Natur zu sensibilisieren, so Leffers. „Wassersportler sollten zum Beispiel auf Laich- oder Brutzeiten von Amphibien und Vögeln Rücksicht nehmen.“
Das jüngste Projekt von „Sport mit Einsicht“ ist die 1997 gegründete Servicestelle „Umweltschutz im Sportverein“ – ein kostenloses Beratungsangebot für alle Hamburger Sportvereine. Ziel ist, die Agenda 21, das weltweite Umweltprogramm der Vereinten Nationen, auch im Sportbereich umzusetzen. Unterstützt wird das Pilotprojekt von den Hamburgischen Electricitäts-Werken (HEW). „Der Beratungsschwerpunkt lag bisher auf der Energieeinsparung. Zweiter Themenschwerpunkt ist seit neuestem auch das Thema Wassersparen“, erläutert Thomas Wilken. Diese Bereiche seien am relevantesten, da hier das Kosten-Nutzen-Verhältnis sehr erfolgversprechend sei.
Konkret sieht die Beratung so aus: „Sport mit Einsicht“ vermittelt Anbieter erprobter Wasserspararmaturen, die in den Vereinen einen kostenlosen Wasserspar-Check vornehmen. „Investitionen im Wasserbereich sind gerade für Sportvereine doppelt – ökonomisch und ökologisch – attraktiv“, betont Wilken, „denn die Amortisationszeiten liegen nur zwischen ein und zwei Jahren.“ Verblüffend einfach könne, so Umwelttechniker Leffers, der Wasserverbrauch effektiv gesenkt werden – per „Wasserdurchflussmengenkonstanthalter“. Ersetzt der herkömmliche Wasserhähne und Duschköpfe, führt das zu einer Wassereinsparung von bis zu 14 Litern pro Minute.
Für die Wärmeerzeugung durch Sonne wird derzeit mit der bundesweiten Kampagne „Solar – na klar“ geworben. „Sport mit Einsicht“ hat innerhalb der Aktion gemeinsam mit der Umweltbehörde ein Förderprogramm für Sportvereine ins Leben gerufen. Die vier Hamburger Sportvereine ETV (Eimsbüttler Turnerverband), HT 16, TG Heimfeld und Ruderclub Hanseat haben dabei die Vorreiterrolle eingenommen. Der kleine TG-Heimfeld hat sich bereits – gefördert von Umweltbehörde und Hamburger Klimaschutzfonds – eine Anlage zur Brauchwassererwärmung aufs Dach gebaut, die gleichzeitig das Heizungssystem mitversorgt.
Neben Solaranlagen kann auch über Beleuchtung Energie gespart werden. Wenn Experten von „Sport mit Einsicht“ die Lage sondieren, stoßen sie nicht selten auf böse Umweltsünden. Zum Beispiel Leuchtstofflampen mit PCB-haltigen, also hochgiftigen Kondensatoren, die obendrein enorme Stromfresser sind. Die umweltfreundliche, sehr rentable Alternative wurde in den 450 öffentlichen Sporthallen der Hansestadt bereits umgesetzt: Auf Initiative der Umweltbehörde wurden im vorigen Jahr die Hallen mit Lichtsteueranlagen ausgestattet, die das Licht in Abhängigkeit vom Tageslichteinfall ein- und ausschalten.
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