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Das Wohnmobil fährt ins Museum

■  Wie jung ist junge Kunst? Das vierte art forum berlin balanciert mit 142 Galerien, einem Dutzend Zeitschriften und etlichen Kunstinitiativen zwischen Klasse und Masse. Die Kunstmesse hat es immer noch schwer, sich als Marktplatz zu etablieren

kauft mehr kunst!“ steht in weißen Buchstaben auf großen blauen Plakaten am Messedamm. Das Anliegen des „art forum berlin“ ist deutlich: Es geht ums Geld auf der 4. Kunstmesse in Berlin. Das ist für einen internationalen Kunstmarkt, der sich in der Hauptstadt noch nicht so recht etablieren konnte, nachvollziehbar. Aber der Aufruf hätte dezenter ausfallen können – schließlich wird ja keine Leistungsschau in Sachen Eigenheime, Heimcomputer oder Segelboote abgehalten, sondern Kultur vermittelt. Auch wenn bei 142 Galerien, einem Dutzend Zeitschriften und diversen Kunstinitiativen aus 22 Ländern stets auf einem schmalen Grat zwischen Klasse und Masse balanciert werden muss.

Zumindest das Rahmenprogramm gibt sich seriös. Im letzten Jahr noch wurden die Gäste mit Club- und Event-Kunst auf der Berlin Biennale und bei „Sensation“ im Hamburger Bahnhof bombadiert. Berlin im Jahr 1999 kommt staatstragend daher. Vier Museen zeigen Kunst des 20. Jahrhunderts, in den „Kunst-Werken“ an der Auguststraße hält Kultur-Staatsminister Michael Naumann, heute die Rede zur Wiedereröffnung. Und auf dem „art forum“ liegt der Themenschwerpunkt in der weiträumigen Präsentation von „Kunst und Politik – Das Kunstprogramm in den Berliner Parlamentsbauten“. Wo finanzkräftige Sammler fehlen, müssen staatliche Ankaufskomissionen einspringen. Die Ankündigung des Berliner Senats, zur Messe 130.000 Mark für Kunstankäufe bereitzustellen, erinnert an Planwirtschaft und ist doch als Standortsicherung zu begreifen. Auch der Hauptsponsor, die Bankgesellschaft Berlin, hat sich ins Zeug gelegt, um internationale Käufer auf die Messe zu lotsen. Für das dreitägige „collectors' program“ wurden über 100 Sammler aus den USA, Europa und Lateinamerika nach Berlin eingeladen – auf Kosten der Bankgesellschaft. Ob so das Konzept aufgeht, mit dem art forum „auch die Stadt Berlin zu verkaufen“, wie es Monika Grütters, CDU-Kultursprecherin und Kulturbeauftragte der Bankgesellschaft, formulierte, ist fraglich. Wichtiger als der rote Teppich für Wirtschaftsleute und Museumsdirektoren ist nach wie vor das Kunstangebot. Das auffälligste Objekt kommt von der Galerie „neugerriemschneider“, für die der thailändische Künstler Rirkrit Tiravanija ein Wohnmobil aus Holz gebaut hat, in dem er für das Publikum kochen wird. Vielleicht fährt das Objekt von der Messe ja direkt ins Museum.

Der Focus auf junge Kunst sorgte schon im Vorfeld für Ärger: Die Galerie Eva Poll etwa wurde mit dem Argument ausgeladen, sie vertrete „ein ästhetisch-konservatives Programm“. Poll zog vor Gericht und gewann den Prozess, da „die Ablehnung ohne sachlich gerechtfertigten Grund erfolgt sei“. Umgekehrt ist die Berliner Galerie Berinson trotz ihres Angebots aus Bauhaus, Dada oder Neuer Sachlichkeit zur Messe zugelassen. Tatsächlich sind sich die Galeristen uneinig, wie zeitgenössisch Kunst auszusehen hat: Zur Eröffnung sprach Volker Diehl als Geschäftsführer von „European Galleries“ davon, dass sich die Trends alle zwölf Monate änderten. Wenig später erklärte dagegen sein Kollege Rudolf Kicken, jede Kunstmesse brauche einige Jahre Zeit, bis sich der entsprechende Markt etablieren konnte. Zeit aber ist knapp am Ende der neunziger Jahre: Der Sponsoring-Vertrag mit der Bankgesellschaft Berlin läuft nur bis 2001. Harald Fricke ‚/B‘art forum berlin, bis 4. Oktober, täglich 11 – 20 Uhr, Messegelände am Funkturm, Hammarskjöldplatz

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