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Vorhang auf - und nur Radunski

■  Zum 18. Mal verkündet Kultursenator Peter Radunski (CDU) die Wiedereröffnung des Metropol-Theaters. Finanzierung bleibt unklar

Kultursenator Peter Radunski (CDU) hat gestern eine Schmierenkomödie zum Besten gegeben. Anstelle des angekündigten Konzepts zur Wiedereröffnung des Metropol-Theaters als Operettenbühne hatte Radunski – von Theatermann Claus Peymann einst als „Zigeunerbaron“ tituliert – nichts weiter als Theaterdonner und Luftnummern zu bieten. Zehn Tage vor den Berliner Wahlen hat damit der Kultursenator, der zugleich CDU-Wahlkampfberater ist, dem Dauer-Horror-Brenner Metropoltheater einen weiteren Höhepunkt versetzt: einen operettenhaft-schmierigen.

Nach den Vorstellungen Radunskis soll Michael Arend das vor Jahren geschlossene marode Haus zum symbolischen Preis von einer Mark übernehmen. Der Bauunternehmer aus dem hessischen Bad Homburg, ein bulliger Mann mit rosigen Wangen, hat die Hansestadt Bremen im Februar mit einem Musical-Palast beglückt.

Um das Ostberliner Stammpublikum des Metropol von der Lauterkeit seiner Absichten zu überzeugen, hat Radunski auch Peter Bejach ins Boot geholt, den einstigen Intendanten der Staatsoperette Dresden. Er sei der „Seniorpartner“, der seine „Erfahrung einbringen“ will, erklärte Bejach gestern treuherzig.

Um die Geschäfte soll sich Peter Sauerbaum kümmern, bislang kaufmännischer Leiter des Berliner Ensembles. Sauerbaum wäre als einzigem in der Runde die Leitung eines solchen Hauses ernsthaft zuzutrauen. Allein: Er wird im Sommer 2001 Geschäftsführer der Deutschen Oper. Böse Zungen behaupten, als Gegenleistung für diesen Job müsse Sauerbaum bei Radunskis Metropol-Wahlkampfcoup mitwirken.

Das alles hätte vielleicht Hand und Fuss, könnte Radunski erklären, warum die Stadt überhaupt eine zusätzliche Operettenbühne benötigt und dass das Geschäft mit den neuen Komödianten eingetütet sei. Doch nichts als Theaterdonner war gestern zu hören. Zum einen sind die Verträge mit den besagten Komparsen nicht unter Dach und Fach. Zum anderen fehlen die Subventionen von 19 Millionen Mark pro Jahr, – von denen Radunski versicherte, daß sie „im Plafond für Kultur durchaus untergebracht“ seien. Denn diesen Zuschlag, den er von der SPD-Finanzsenatorin fordert, bekommt er nicht.

So ist zu befürchten, dass dem Kultursenator die Seifenoperette Metropol-Theater erneut wegflutscht – wie mehrmals schon: Mitte Februar, hatte er frohgemut verkündet, werde sich in dem Haus an der Friedrichstraße wieder der Vorhang heben. Das ging daneben, ebenso wie die Übergabe des privatisierten Theaters vor zwei Jahren in die Hände des Sängers René Kollo, der Konkurs anmelden musste. Seither hat Radunski, wie die bündnisgrüne Kulturexpertin Alice Ströver akribisch vorrechnet, 17 mal eine Wiedereröffnung versprochen. Am weitesten waren die Pläne der Firma Dekra gediehen. Doch die Stuttgarter zogen sich aus der Kultur zurück, nachdem sie mit dem Festspielhaus in Baden-Baden Schiffbruch erlitten hatten.

Und noch etwas: Mit Stars wie Harald Juhnke und George Tabori sollen die Massen ins Metropol geholt werden. Auch das sind zwei unsichere Kanonisten: der eine hat enge Beziehungen zum Absturz, der andere ebenso, wenn auch aus Altergründen: wie in Seifenopern eben. Rolf Lautenschläger

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