: „Oz“ von Sheriffs verprügelt?
■ Security-Mitarbeiter der S-Bahn-Wache sollen Hamburgs bekanntesten Sprayer misshandelt haben
Hamburgs bekanntester, mehrfach von der Justiz abgeurteilter und exzentrischer Sprayer „Oz“ – alias Walter F. – ist offenkundig Opfer eines Racheaktes geworden. Nach Augenzeugenberichten zerrten den 49-Jährigen am Freitagabend Mitarbeiter der S-Bahn-Wache im Bahnhof Holstenstraße aus einem Zug, schubsten ihn in ein Diensthäuschen und verprügelten ihn. Im Gegensatz zu einem anfänglichen Dementi, dass Mitarbeiter der S-Bahn-Wache an jenem Abend an der Holstenstraße gar nicht im Einsatz waren, schließt S-Bahn-Sprecherin Katrin Fech gegenüber der taz-hamburg den Vorfall nicht mehr aus. „Da es Augenzeugen gibt, liegt da wohl tatsächlich etwas vor.“
Immer wieder zieht Walter F. mit seinen „Oz“-Sprayereien seine Spur durch die Stadt. Auch den privaten Sicherheitsdiensten der S-Bahn- und U-Bahn-Wache oder der Bahnhofs-Sicherheitsgesellschaft (BSG) ist der Mann mit der Sprühflasche daher ein Dorn im Auge. Am Freitag sahen offenbar zwei Schwarze Sheriffs der S-Bahn-Wache die Gelegenheit zur Abrechnung. Ihr Pech: die Augenzeugen Vera M. und Peter R. „Die beiden Männer trugen die Aufschrift ,S-Bahn-Wache'“, erinnert sich Zeugin Vera M., „auf dem Arm hatten sie die Abzeichen ,Security'“.
Die Beamten hätten „Oz“ im Häuschen zu Boden geworfen und mit Schlagstöcken geschlagen, berichtet die Zeugin weiter. Als „Oz“ angesichts der Gewalt noch gesagt habe, „Ich bin Jude“, seien die Männer ausgerastet. Vera M.: „Sie sagten: ,Nimm sofort den Arme hoch und sag' ,Sieg heil', sonst schlagen wir dir die Fresse breit.“
Kurz vor Eintreffen der Bahnpolizei tauchten laut Augenzeugen zwei andere Security-Männer auf. Sie hätten die Schläger abgeschirmt, so dass sie entkommen konnten. Allerdings hätten sie Walter F. noch zugerufen: „Wenn Du zur Polizei gehst, schlagen wir dich tot!“ Bundesgrenzschützer stellten bei der Anzeigenaufnahme in den Räumen der Bahnpolizei in Altona Blutergüsse und Striemen an der Schulter, eine Platzwunde am Kopf sowie eine klaffende Wunde am Schienbein fest. Walter F. liegt mit diversen Verletzungen noch immer im Krankenhaus.
„Wir sind dabei, die Täter zu ermitteln“, versicherte gestern Bundesgrenzschutzsprecher Karl-Heinz Rust. Ein Zeugenaufruf habe bislang aber noch nichts gebracht. „Bis dato hat sich niemand gemeldet“, berichtet Rust, „wir hoffen aber, dass sich das noch ändert.“ Denn nach Angaben der beiden Tatzeugen haben noch mehr Fahrgäste den Vorfall beobachtet, als es den Security-Schlägern lieb sein dürfte. Peter Müller
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