■ Deutschland Tagebuch: 5. Oktober 1989: Nierenschalen auf Ostberliner Straßen
Der Tag: Die DDR trifft alle Vorkehrungen, um bei ihren Jubiläumsfeiern zum 40. Jahrestag der Staatsgründung ungestört zu bleiben. Mehr als 200 Westtouristen wird die Einreise verweigert. Vertreter oppositioneller Gruppen werden vor Auftritten während der Feierlichkeiten gewarnt.
Der Westen: Jubelstimmung in Hof. Mit Sonderzügen kommen 8.000 Ex-DDRler im Westen an. In den Notunterkünften sind Stellenangebote plakatiert. In München wird ein Metzger gesucht, der ASV Hof hat für einen Ringer Verwendung, bevorzugt „griechisch-römischer Freistil“.
Der Osten: Die taz berichtet über Unbehagen und Frust bei Ostberliner Oppositionellen. „Man müsste Nierenschalen in den Straßen aufstellen, so sehr ist uns zum Kotzen zumute“, sagt eine Ostberlinerin. Das China-Syndrom greift um sich. In der Hauptstadt rollen Kettenpanzer mit Raketen zum Jubiläum auf. Die Stasi ist angewiesen, nur bewaffnet zu patrouillieren.
Schlagzeile in der taz: „DDR: Tür zu! Hier wird gefeiert“
Schlagzeile in Neues Deutschland: „Alles mit dem Volk, alles durch das Volk, alles für das Volk!“ bed
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