: Innerer Anstand“
■ Bund gibt sechs Millionen Mark für die sowjetischen Ehrenmale in Berlin aus
Die Bundesregierung stellt 6 Millionen Mark für die Grundinstandsetzung der sowjetischen Ehrenmale in Berlin bereit. Wie Stadtentwicklungssenator Peter Strieder nach einem Gespräch mit Kultur-Staatsminister Michael Naumann (beide SPD) am Ehrenmal in Berlin-Treptow mitteilte, können mit den Geldern die dringend notwendigen Instandsetzungsmaßnahmen an den drei sowjetischen Ehrenmalen finanziert werden. Damit sei deren Erhalt gesichert.
Die Bereitstellung der Mittel sei nicht nur eine Frage der Vertragstreue, sondern auch eine Frage des „inneren Anstands“, sagte Naumann unter Hinweis auf den Nachbarschaftsvertrag mit der Sowjetunion von 1990, mit dem sich die Bundesrepublik zum Erhalt der sowjetischen Ehrenmale verpflichtete. Auf dem Areal in Treptow seien Tausende junge sowjetische Soldaten beigesetzt, die nicht in Berlin sterben wollten. „Ohne ihren Tod lebten wir in einem anderen Deutschland“, betonte Naumann. Das gehöre zu den historischen Erfahrungen Deutschlands.
Strieder erinnerte daran, dass der Senat seit 1991 die Bundesregierung immer wieder um Unterstützung für eine Grundsanierung der drei sowjetischen Ehrenmale im Treptower Park, im Großen Tiergarten und in der Schönholzer Heide gebeten habe. Die alte Bundesregierung habe sich dieser Verantwortung entzogen. Naumann habe dagegen „sehr schnell signalisiert“, dass die Bundesregierung Berlin im Rahmen der Haupstadtkulturförderung unterstützen werde.
Die Ehrenmale waren unmittelbar nach Kriegsende zwischen 1945 und 1949 erbaut worden und weisen heute große Schäden auf. Mit 3,2 Millionen Mark soll das Ehrenmal im Treptower Park in Stand gesetzt werden. Dafür werden 6.000 Quadratmeter lose und abgesenkte Granitplatten sowie 700 laufende Meter Treppenstufen neu verlegt.
Die riesige Skulptur des Soldaten muss nach Darstellung Strieders vollständig demontiert und auf neuer Unterkonstruktion nach gründlicher Oberflächenbehandlung wieder aufgebaut werden.
1,6 Millionen Mark werden in die Sanierung des Ehrenmals Tiergarten und 1,2 Millionen Mark in die Instandsetzung des Ehrenmals in der Schönholzer Heide fließen. Darüber hinaus ist laut Strieder geplant, am Ehrenmal im Tiergarten eine Informationsstelle über Entstehung und Bedeutung der sowjetischen Ehrenmale und anderer Gräberstätten für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in Berlin einzurichten.
Das Land Berlin hat seit 1991 insgesamt 9,5 Millionen Mark für die Denkmäler aufgewendet: 3,5 Millionen für Teilsanierungen und bauliche Instandhaltung sowie 6 Millionen Mark für gärtnerische Pflege und allgemeine Betriebskosten. taz/ADN
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