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Versorgungsposten ■ Klemann als Chef der Flughafenplaner
Das Dementi des Bausenators ist windelweich. Für Jürgen Klemann ist sein möglicher Wechsel an die Spitze der Flughafen-Planungsgesellschaft PPS „kein Thema“. Zumindest nicht vor der Wahl am Sonntag, wie das Publikum getrost hinzufügen darf.
Dass Klemann auf der Suche nach einem Versorgungsposten ist, verwundert niemanden. Schließlich hat CDU-Strippenzieher Klaus Landowsky schon mehrmals deutlich zu Protokoll gegeben, dass er den Bausenator nicht mehr am Kabinettstisch sehen will. Hat die CDU womöglich nur noch vier Senatsposten zu vergeben, ist für Nullnummern wie Klemann kein Platz mehr.
Bisher ist Klemann, der Prototyp des Westberliner-Sumpf-Politikers, stets mit der alten Zehlendorfer Seilschaft von Diepgen und Landowsky nach oben gestolpert. Nach zehn Jahren als Bezirksbürgermeister durfte er das Ressort für Schule und Sport übernehmen – und Berlin bei der Olympia-Bewerbung blamieren. Fünf Jahre später übernahm er Bauen und Verkehr. Kompetenz besaß er auch auf diesem Gebiet nicht. Doch weil er sich nicht mehr sonderlich engagierte, blieben auch die spektakulären Fehlschläge aus.
Doch die alten Seilschaften haben an Kraft eingebüßt, Klemann ist als als Zehlendorfer CDU-Bezirkschef entthront. Für einen Abschiebeposten aber reicht es allemal – zumindest aus Berliner Sicht. Schließlich haben beim Flughafen auch Brandenburg und der Bund ein Wörtchen mitzureden.
Vor allem aber wäre die Berufung Klemanns ein weiteres Signal, dass das Projekt Großflughafen praktisch tot ist. Die Parallele zum CDU-Spezi Axel Nawrocki drängt sich auf, der zunächst das Olympia-Projekt in den Sand setzte, eine Weile unauffällig bei der S-Bahn überwinterte und schließlich den Fernverkehr der Deutschen Bahn mit immer neuen Pannen in die Schlagzeilen brachte. Ein engagiertes und professionelles Krisenmanagement beim Flughafen wird jedenfalls niemand im Ernst von Klemann erwarten.
Der Bausenator und die Flughafengesellschaft – „kein Thema“? Diese Personalie sollte sehr wohl ein Thema sein, sonst wird es teuer. Ralph Bollmann
Meldung Seite 28
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