Weser-Stadion wird vollverschalt

■ Fast am Ziel wähnt man sich mit dem geplanten Ausbau der Nordgeraden / Doch das Risiko für den 26 Millionen Ausbau trägt die Bremer Sport- und Freizeit GmbH – und damit auch die Stadt

Am nächsten Dienstag um halb zehn Uhr morgens wird das laute Flapflapflap eines Hubschraubers die sportliche Alltags-Stille des Weserstadions durchbrechen. Der Weltfußballverband FIFA schickt eine hochkarätige Delegation, die das Stadion begutachten und entscheiden soll, ob Bremen, ob Deutschland im Jahr 2006 der Austragungsort für die Fußball-Weltmeisterschaft wird. Im VIP-Bereich des Stadions werden die FIFA-Leute dann zwei Stunden mit Argumenten gefüttert, warum das Weser-Stadion der ideale Austragungsort wäre.

Ein Argument, das sicherlich fallen wird: Der geplante Mantelbau der Nordtribüne des Stadions, der das Stadionumfeld für Besucher weitaus attraktiver als bisher machen soll. Letzte Woche brachte die Baudeputation der Bürgerschaft auf den Weg, was lange diskutiert wurde: Für geschätzte 26 Millionen Mark soll, in die Unterseite der Tribüne integriert, ein Bau für „Artikelshops, Restauration und Büros“, so die Deputationsvorlage, entstehen. In der Novembersitzung der Bürgerschaft soll der „Vorhaben- und Erschließungsplan“ abgeseg-net werden. Auch der Senat will noch sein Jawort geben.

Verantwortlich für den Bau und dessen Kosten: die Bremer Sport- und Freizeit GmbH (BSF), Pächterin des Stadions und ein privatwirtschaftlicher Ableger der Stadt Bremen. „In enger Zusammenarbeit mit der Stadt“ soll die BSF das Vorhaben durchführen, das finanzielle Risiko trägt die BSF. Das Problem: Noch ist keinesfalls ausgemachte Sache, dass die neue Immobilie auch vermietet werden kann. Auf der einen Seite wird gemunkelt, auf der anderen dementiert: Ein potentieller Bauträger habe genau deshalb Interesse an dem Projekt verloren – deshalb hätte die BSF auch die Verantwortung übernehmen müssen. Damit aber trägt die Stadt indirekt das Risiko für das Scheitern des Projekts mit. Die BSF war zwar schon beim Ausbau anderer Teile des Stadions beteiligt, Mieter für eine hochwertige Immobilie suchen musste sie allerdings noch nie. Deshalb drückt die BSF jetzt auf die Bremse: BSF-Geschäftsführer Wolfgang Heise will erst mit dem Ausbau beginnen, wenn „für 70 bis 80 Prozent der Flächen Mieter gefunden und Vorverträge abgeschlossen sind“. Das ist ohne Zweifel eine hohe Marge. Es habe zwar schon Gespräche mit potentiellen Nutzern gegeben, sagt Heise. Zusagen gäbe es noch keine.

Für die Suche bleibt der BSF nicht viel Zeit. Ausdrücklich steht im unterschriftsreifen Durchführungsvertrag zum Vorhaben- und Erschließungsplan: Sechs Monate nach Unterzeichnung muss ein Bauantrag vorliegen, weitere sechs Monate später muss mit dem Bau begonnen werden. Für „nicht gerade realistisch“ hält der CDU-Fraktionsvorsitzende und Projektbefürworter Jens Eckhoff den Zeitplan. „Das wäre knapp“, meint auch Heise, „aber wir haben Signale bekommen, dass die Frist verlängert werden könnte“.

Dass die Stadt „in allerletzter Konsequenz im Risiko sein könnte“, ficht auch Eckhoff nicht an. Unwägbarkeiten wie ein lahmer Immobilienmarkt oder ein Abstieg Werder Bremens in die zweite Bundesliga könnten die neuen Gebäude schnell zu einem Klotz am Bein werden lassen. „Solange wir das zu betreuen haben, wird kein großes Risiko dabei sein“, verspricht aber Heise. Kommunale Kredite sollen nicht beantragt werden, und auch auf eine Bürgschaft von Bremen macht sich Heise keine großen Hoffnungen. cd