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Weniger Schulden als gedacht

Wirtschaftsprüfung beim Zweitligisten FC St. Pauli ergibt: Defizit des Vereins fällt überraschend gering aus  ■ Von Eberhard Spohd

Sportlich ist der Verein ganz unten – aber wirtschaftlich geht es dem FC St. Pauli überraschenderweise nicht so schlecht, wie alle gedacht hatten. Zu diesem Ergebnis kommen die Wirtschaftsprüfer, die sich im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Vereins am 10. November mit der Bilanz des Millerntor-Klubs beschäftigten. Demnach waren die Braun-Weißen zum Ende des Geschäftsjahres am 30. Juni 1999 zwar mit 3,6 Millionen Mark überschuldet, doch fiel das Defizit damit um 1,1 Millionen Mark geringer aus als ursprünglich geplant. Für das laufende Geschäftsjahr ist mit einem negativen Ergebnis von 2,7 Millionen Mark zu rechnen.

„Dies ist vor allem auf Umstrukturierungen auf allen Ebenen des Vereins zurückzuführen“, erklärt Präsident Heinz Weisener. Das heißt: Bei den Zuschauereinnahmen oder bei Erträgen aus TV-Rechten wurde konservativer als nötig geplant. Darüber hinaus wurde der Verein besser vermarktet.

Dennoch sieht es zum Ende des Geschäftsjahres düster aus: Den FC St. Pauli drücken Schulden in Höhe von 3,4 Millionen Mark. Da auf absehbare Zeit kaum Besserung in Sicht ist, müsste der Verein eigentlich Konkurs anmelden. Wenn da nicht der große Mäzen wäre. Heinz Weisener rettete in den letzten Jahren immer die Lizenz, und auch für die laufende Spielzeit stehen für die Verbindlichkeiten gerade. In Zukunft kommt dies für den großen Vorsitzenden nicht mehr in Frage: „Für mich ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“ Langsam geht ihm das Geld und die Lust aus. Darum will der Architekt mit dem Neubau des Millerntorstadions die endgültige wirtschaftliche Rettung St. Paulis einleiten.

Für das Stadion braucht Weisener aber in erster Linie Geld. Mit 120 Millionen Mark Gesamtinvestitionen rechnet man im Architekturbüro in der Hansastraße. 70 Millionen Mark Fremdmittel sollen von Banken kommen, über 15 Millionen Eigenkapital liegen bereits unterschriftsreife Vorverträge vor. Um die restlichen Mittel zu akquirieren, verhandelt die Projektgruppe Stadion zur Zeit mit drei verschiedenen Rechtevermarktern.

Als Favorit gilt der Münchner Kinomogul Michael Kölmel und seine Agentur Kinowelt. Chancen rechnet man sich auch noch bei der ISPR, dem Sportrechtevermarkter der Kirchgruppe, und der Sport A von den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten aus. Die anderen Bewerber sind nach taz-Informationen nicht mehr im Rennen. Die Verträge sollen nach Angaben von Weisener in den nächsten Wochen unterschriftsreif sein.

Dass das Stadion endlich kommt, glaubt inzwischen selbst die Mannschaft: „So wie uns im Moment die Pläne präsentiert werden“, sagt Abwehrspieler Holger Stanislawski, „wird wohl gebaut.“ Im Frühjahr sollen die Bagger rollen, wenn es nach Weisener geht. Allein, Vorsicht ist noch geboten: Das hieß es schon häufiger.

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