: Einseitige Schuldzuweisung überwinden“
■ Die Anti-Korruption-Organisation Transparency International ist deshalb so erfolgreich und anerkannt, weil sie die Mitschuld der Länder des Nordens und ihrer Institutionen herausgestellt hat
taz : Wieso ist Transparency international so erfolgreich?
Peter Eigen: Wir haben es geschafft, die früher übliche einseitige Schuldzuweisung zu überwinden. Es ist uns gelungen, auch die Verantwortung des Nordens für Korruption herauszustellen. Das hat zwei Wirkungen gehabt. Zum einen waren die Länder des Südens und Ostens viel interessierter an unserer Arbeit, als wenn wir nur in das gleiche alte Horn gestoßen hätten, dass Korruption ein Problem der Dritten Welt ist. Zum zweiten haben wir auch erreicht, dass die OECD-Konvention gegen Beamtenbestechung im Ausland nun tatsächlich in Kraft getreten ist. Das ist mit Sicherheit unser größter Erfolg.
Man hat oft den Verdacht, dass nicht alle das Gleiche meinen, wenn sie von Korruption reden. Wie definieren Sie den Begriff?
Wir haben bislang versucht, mit einer möglichst einfachen Definition zu arbeiten: Korruption ist der Missbrauch von öffentlicher Macht für privaten Nutzen. Derzeit sind wir aber dabei, den Begriff auch auf Korruption innerhalb des privaten Sektors auszudehnen. Wir meinen damit aber ausdrücklich nicht Missmanagement, reinen Diebstahl, Unterschlagung, Geldwäsche usw. Wichtig ist für uns, dass es sich immer um Vertrauensbruch handelt.
Der Weltbank-Präsident redet inzwischen fast genauso wie Sie. Fühlen Sie sich vereinnahmt?
Bis vor einem Jahr mussten wir noch darum kämpfen, dass das Thema überhaupt zur Sprache kommt. Heute haben wir damit zwar einen großen Partner. Aber die Weltbank als Partner ist überwältigend – im Guten wie im Schlechten. Wir müssen deshalb unsere Rolle ständig neu definieren: Wir sind keine Consultant-Firma für Großorganisationen, sondern wir wollen die Zivilgesellschaften in den jeweiligen Ländern mobilisieren.
Die Konferenz findet zum ersten Mal in Afrika statt. Ist Afrika korrupter als andere Teile der Welt?
Afrikanische Länder gehören zu den korruptesten – mit Ausnahme von Botswana, Namibia und Südafrika. Sicher hat die Kolonialgeschichte damit etwas zu tun, obwohl man sich hüten sollte, alles darauf zurückzuführen. Untersuchungen belegen, dass das Zusammenspiel zwischen den ehemaligen Kolonialmächten und den neuen afrikanischen Eliten noch immer bestens funktioniert. Ansonsten aber unterscheidet sich Afrika in puncto Korruption nicht von anderen Teilen der Welt.
Andere Teile der Welt sind aber weiter, wenn es um die Bekämpfung von Korruption geht.
Ja, Lateinamerika hat beispielsweise schon vor vier Jahren eine regionale Konvention erarbeitet, um Korruption zu bekämpfen. Afrika fängt damit jetzt erst an. Zugleich ist die Entschlossenheit in der neuen afrikanischen Generation weitaus ausgeprägter als anderswo. Dort hört man viel öfters: Das ist eben Teil unserer Kultur. Gerade junge Afrikaner aber haben erkannt, dass Korruption einer der schwerwiegendsten Entwicklungshemmer ist.
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