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Erfolgreicher Protest gegen Gentech-Blumen

Blaue Gentech-Nelken sollten ab November in den Blumenläden zu kaufen sein. Doch der Handel hat aus Angst vor Imageverlusten bei den Verbrauchern den Designerblumen vorerst eine Absage erteilt  ■   Von Wolfgang Löhr

Berlin (taz) – Das niederländische Unternehmen Florigene Europe hat seine für November geplante Gentech-Premiere abgesagt. Noch vor kurzem hatte Florigene angekündigt, auf der Blumenschau im niederländischen Aalsmeer die erste in Europa zugelassene Gentech-Schnittblume, eine blaue Nelke mit dem Namen „Moonshadow“, vorzustellen. Daraus wird jetzt doch nichts. Man verzichte vorerst „aus kommerziellen Gründen“ darauf, die Gentech-Blume in Europa zu vermarkten, heißt es jetzt bei der in Rijnsburg bei Leiden ansässigen Firma. Sie wolle sich jetzt erst einmal auf den nordamerikanischen Markt konzentrieren.

„Wie im Lebensmittelbereich scheint die Branche zu begreifen, dass sie die gesundheits- und umweltgefährdende Technik nicht gegen die Verbraucher durchsetzen kann“, erklärte Claudia Baitinger, Vorstandsmitglied beim BUND, Landesverband NRW. Nachdem die EU-Kommission im vergangenen Jahr die Vermarktung der genmanipulierten Nelken genehmigte, hatte der BUND eine Protestkampagne gestartet. Der Blumenhandel, der hierzulande jährlich rund acht Milliarden Mark allein für Schnittblumen umsetzt und wegen des hohen Pestizideinsatzes schon lange von Umweltschützer kritisiert wird, reagierte sofort und erklärte, keine Gentech-Blumen zu verkaufen, wenn die Proteste anhalten würden.

„Wir können in der Branche keine Imageprobleme gebrauchen“, sagt Henning Moeller, Geschäftsführer beim Verband des Deutschen Blumen-Groß- und Importhandels (BGI) in Düsseldorf, fügt aber hinzu: „Wir haben nichts gegen Gentechnologie. Wenn etwa krankheitsresistente Pflanzen weniger Spritzmittel benötigen, wäre das zu begrüßen.“ Aber gegen den Willen der Verbraucher will er die Gentech-Pflanzen nicht in den Handel bringen.

Schon einmal hatten die Blumendesigner von Florigene einen Misserfolg zu verkraften. Anfang der 90er Jahre wollten die Niederländer als erste überhaupt eine genmanipulierte Blume auf den Markt bringen: Schneeweiße Chrysanthemen sollten es damals sein. Normalerweise haben diese Blumen noch einen leichten rosa Schimmer. Mit Hilfe der Gentechnik sollte dieser Makel beseitigt werden. Unter dem vielversprechenden Namen „Moneymaker“ sollten sie in die Blumenläden kommen. Der Antrag auf Inverkehrbringung lag bereits bei der EU-Kommission in Brüssel vor. Doch er wurde zurückgezogen. Der Grund: In den Erbgut der Chrysanthemen waren weit über zwanzig Kopien des neuen Gens eingefügt worden. Die manipulierten Moneymaker galten deshalb als nicht genehmigungsfähig.

Florigene gilt als Marktführer bei der Manipulation von Blumen. Neben Nelken und Chrysanthemen forscht das Unternehmen noch an Rosen, Gerbera und Lilien. Ziel ist es, die Blütenfarbe zu verändern. Das Unternehmen hat auch bereits eine Genehmigung zur Vermarktung von lange frisch aussehenden Gentech-Nelken.

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