Unverantwortlich

■ Betr.: 1999 – Atomkatastrophe Hamburg, taz hamburg vom 9./10. und 12.10. 1999

Ich erinnere mich der ganz ähnlichen ,heimlichen Übung' im Landkreis Stade vor Jahren, die nun also auch um Krümmel stattfinden soll (9.11.1999). (...) Wie sollte der Katastrophenplan in seinen wunderlichen und irrsinnigen Anweisungen im tatsächlichen Ernstfall überhaupt ausführbar und im guten Sinne wirksam sein, wenn doch nach weltweiter Kenntnis von Tschernobyl (teilweise) in jedem solchen Fall, der erneut eintritt und bekannt wird, eine unvorstellbare Panik ausbrechen und alles Menschliche – dies nicht allein – durcheinander werfen müsste? Man denke nur an die geradezu blödsinnigen ,Informationsschriften' mit dem Titel: Ratgeber für die Bevölkerung, die wohl meist im April vorigen Jahres von den Elektrizitätsunternehmen in ganz Europa um Atomanlagen (im Umkreis von 10 Km) verteil wurden (§ 38 StrSV). Amtliche Einlagen zeigten den Fluchtweg öfters in Hauptwindrichtung.

Die speziellen Fluchtchancen in und um Hamburg lassen sich lt. Ihrem Bericht von 12.10.1999 leicht ausrechnen, nämlich mit dem Ergebnis 0 nach allen Vorerfahrungen, besonders noch im Hinblick auf niemals durchgeführte öffentliche Übungen. Um diese sachgerecht ablaufen zu lassen, wäre ja auch eine tatsächlich radioaktiv verseuchte Umwelt vorauszusetzen! Wer aber könnte das verantworten?

Hier liegt tatsächlich der wunde Punkt der ganzen Veranstaltung. Jeder Mensch weiß, wenn er nachdenkt, dass sog. ,Atomenergie', sei es nun in Form einer Atombombe oder eines Atomwerkes mit allen damit verbundenen Stufen und Voraussetzungen bzw. Hinterlassenschaften wegen der niemals auszuschließenden „Hauptfehlerquote“ sozusagen und im 1. Fall A-Bombe sogar sofort oder wegen der vor Fertigstellung oder Fertigungsbeginn innewohnenden absoluten Unmenschlichkeit eindeutig unverantwortbar ist und bleibt.

Anton Frijs