:
■ Forever Sixties: „Early Dylan“ dokumentiert die frühe Dylanförmigkeit Dylans
War's Schirmer oder war's Mosel, der dies möglich machte? Nein, sie haben natürlich bloß ein Paket importiert, auf dem tonnenschwere Rechte lasten, gerade weil damals noch nicht klar sein konnte, wie wertvoll diese Bilder einmal sein würden. „Early Dylan“ (Schirmer/Mosel 1999, 96 Seiten, 49,80 DM) ist ein aus drei Copyright-Parteien herausgekratzter Rest der Frühe, als die Fotografen Barry Feinstein, Daniel Kramer und Jim Marshall Mitreisende eines Imagegebungsprozesses waren, der unterwegs erst, tja: weltgeschichtliche Formen anzunehmen begann. Der Wille, dies vors Objektiv zu kriegen, ist allerdings deutlich zu erkennen, ebenso wie die frühe Dylanförmigkeit Dylans, man übt das in Garderoben, albert herum in Hotelzimmern, Komplizen des Weltgeists im Moment der Pose: Dylan trifft sich mit Pasolini in einem chinesischen Restaurant, offenbar heftig diskutierend (Kaffeehausliterat!). Dylan sitzt am Frühstückstisch, müde und in der Versuchung, die Dylan-Maske kurzfristig fallen zu lassen.
Aber er bleibt der Mann, der weiß, dass die Welt zuschauen wird, die Naht zwischen Mensch und Maske ist im Nachhinein nicht mehr aufzutrennen. Wahrscheinlich eben doch schon Postmoderne: Vorauseilend autoreferentiell rollt Dylan einen Reifen genau so über die Piste, dass alle hinterher an „Like A Rolling Stone“ denken müssen. Weil Vor- und Geleitworte trotzdem nun mal sein müssen, sagen die Beteiligten, was jenseits der Bilder selbst allein noch zu sagen übrig geblieben ist: dass dies hier nämlich, hey, die Sixties waren, dass sie sich toll anfühlten, und dass alle, die mit von der Party waren – obwohl das natürlich voll scheiße klingt –: „forever young“ zu bleiben gedenken. So lautet nun einmal die offizielle Sprachregelung bis ca. 2063. Schönes, vorweihnachtliches Sammlerstück. Mit einem Lesebändchen von Arlo Guthrie! tg
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen