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Alte Hüte

betr.: „Die Regierung entdeckt das Getto“, taz vom 16./ 17. 10. 99

Die Bundesjugendministerin Christine Bergmann hat einen neuen Ansatz für die Arbeit in „sozialen Brennpunkten“ vorgelegt: Die Jugendhilfe soll auch die räumliche und gesellschaftliche Entwicklung eines Wohngebietes berücksichtigen. Sie hat auch wahrgenommen, dass die Situation von Jugendlichen dort alarmierend ist.

Für Menschen, die in diesen stigmatisierend gekennzeichneten Orten arbeiten, sind das natürlich alte Hüte. Sozialpädagogische Programme für eine sozialräumlich orientierte Arbeit liegen seit Jahren vor und sind bei vielen Trägern der Jugendhilfe eine Selbstverständlichkeit. Dass die Jugendministerin solche Konzepte nun als neue Ansätze präsentiert, wirft ein deutliches Licht auf ihre verschlafene staatliche Institution. Würden die Träger der Jugendhilfe in einem solchen Tempo neue Ideen umsetzen, wären sie schlicht überflüssig.

[...] 95 Millionen Mark, in einigen Vorzeigeprojekten verteilt, sind angesichts der sozialen Schieflage in dieser Republik kein großer Batzen Geld, wie die taz meint, sondern lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Solange Jugendliche (insbesondere MigrantInnen und Flüchtlinge) aus den besagten Zentren weiterhin auch von staatlichen Stellen sozial ausgegrenzt und stigmatisiert werden, nützen aber auch Milliardensummen wie die, mit denen zum Beispiel Herr Scharping hantiert, recht wenig. Markus Beinhauer, Münster

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