: Für Sprayer bleibt es weiter spannend
■ Auf Graffiti-Sachbeschädiger machen weiter fünf Polizisten hauptberuflich Jagd / Innensenator Schulte macht der Polizei Hoffnungen, dass sie bei Etat-Kürzungen ausgenommen wird
Schlechte Zeiten für Grafitti-Sprüher, gute Zeiten für das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger: Die fünfköpfige Polizei-Ermittlungsgruppe Graffiti wird nicht aufgelöst. Nach einem Umzug wird die Gruppe nicht mehr vom Hafen, sondern zukünftig vom neuen Kommissariat West im Walle-Center aus operieren. Die Interessenvertretung für Hausbesitzer „Haus+Grund“ machte das Fortbestehen der Sprayer-Jäger-Gruppe gestern öffentlich.
So konnte die Haus+Grund ges-tern auch ein 6.000-Mark-Geschenk loswerden, auf dem man lange sitzen geblieben war: Anfang September hatte Geschäftsführer Bernd Richter der Polizei eine Digitalkamera mit dazugehörigem Computer angeboten, um farbliche Sachbeschädigung schneller zu archivieren und auszuwerten. Bislang musste die Polizei ihre Delikt-Fotos im Polizei-eigenen Fotolabor entwickeln lassen. Bis zu sechs Wochen konnte das dauern. Mit der Spende hofft man nun, die „teils vorsintflutliche Ausstattung“ der Ermittler zu verbessern.
Warum Polizeipräsident Rolf Lüken die Kamera vor acht Wochen noch nicht haben wollte? Haus+Grund machte das „großzügige Angebot“ (Lüken) von dem Versprechen abhängig, dass die Sonderkommission Graffiti weiterbesteht. So weit wollte Lüken aber nicht gehen – schließlich wird gerade darüber nachgedacht, wie mit der Polizeireform mehr Beamte bürgernah auf die Straße verlagert werden. Fünf Sonder-Mannen für einen Kriminalitätsbereich, der nicht gerade zu den Kernbedrohungen der Gesellschaft gehört, sind da recht viel.
Beleidigt wendete sich Haus+ Grund damals an den neuen Innensenator Bernt Schulte (CDU), der eine Überprüfung zusagte. Die läge jetzt vor, wird im Innenressort bestätigt. Nur unter einer Bedingung mache es Sinn, die Graffiti-Bekämpfung zurück in die einzelnen Reviere zu geben: Wenn man technisch auf dem neusten Stand und sinnvoll vernetzt sei. Das sei aber nicht der Fall.
Die Entscheidung ist gefallen – vermutlich nicht nur, um die Spende von Haus+Grund doch noch kassieren zu können. In Polizeikreisen sei man von der Entwicklung sicher sehr angetan, vermutet Hermann Kleen, der innenpolitische Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Er selbst sei „nicht begeistert“, halte die Entscheidung aber auch für nicht kritisierbar: „Die Bürger und Bürgerinnen geben bei jeder Umfrage an, dass ihr subjektives Sicherheitsgefühl durch Farbvandalismus gestört wird“. Dem müsse man Rechnung tragen. Ihn persönlich würden die organisierte Kriminalität mit Glücksspiel oder Menschenhandel – wo es keine solche Einsatzgruppen gibt – „aber sehr viel mehr belasten“, sagt Kleen. Ähnlich äußerte sich der innenpolitische Sprecher der Grünen, Matthias Güldner: „Wie schlimm Sprüher sind, hängt vom Eigeninteresse ab: Für Hausbesitzer ist es sicher ein großes Problem. Für andere weniger.“
Mit der Beibehaltung der Graffiti-Combo hat Innensenator Schulte zwar gepunktet, er setzt sich allerdings auch selbst unter Erfolgszwang. Letzte Woche erweckte er auf einer Personalversammlung der Bereitschaftspolizei den Eindruck, er habe die Gefahr bereits abgewendet, dass der Senat 50 Stellen bei der Polizei einspart. Wenn die Sparrunde anders ausfällt, führen Sondergruppen wie die Ermittlungsgruppe Graffiti direkt zu Personalnot in anderen Bereichen.
Christoph Dowe
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