piwik no script img

Räder gegen LKWs am Großmarkt

Nutzungskonflikt um elf Meter breiten Uferstreifen am Oberhafen  ■ Von Ulrike Winkelmann

Plötzlich ist der Pressesprecher der Baubehörde recht einsilbig: „Da ist ein Radweg als Option geplant, aber der wird im Moment nicht realisiert“, sagt Christian-Georg Schuppe. Über das Wann und Wie mag er erst einmal nicht reden.

Dabei würde sich das durchaus lohnen. Denn die Stadt Hamburg gewinnt gerade attraktives Neuland: Durch den Bau einer Hochwasserschutzwand vor der alten Kaimauer entsteht im Oberhafen entlang der Großmarkthalle auf der Grenze zwischen Hammerbrook und Klostertor ein elf Meter breiter Streifen Fläche.

Wer diesen Streifen bekommt, darüber sind sich die Behörden Hamburgs jedoch noch nicht einig. Als „Nutzungskonflikt“ bezeichnet Brigitte Köhnlein, Sprecherin der Umweltbehörde, das Problem: Ihr Haus ebenso wie die Stadtentwicklungsbehörde wollen hier einen Rad- und Fußweg bauen, mit dem das verinselte Rothenburgsort an die Innenstadt angebunden werden könnte. Auch die Baubehörde, erwägt Schuppe nach kurzem Nachdenken, „würde sich wohl für einen Radweg aussprechen“. Denn Rothenburgsort und die dahinter liegenden Stadtteile sind bislang nur über die menschenfeindliche PKW-Piste der Amsinckstraße zu erreichen.

Die Wirtschaftsbehörde ist über solche Pläne etwas erstaunt. Sprecher Andreas Richter verweist darauf, dass der Großmarkt Interesse an der Fläche angemeldet hat: „Zum einen, weil der Markt sich sonst mit Zäunen gegen den Rad- und Fußverkehr schützen müsste“, zum anderen, weil er die Fläche für seine LKWs gebrauchen könnte.

„So weit her ist das mit dem Flächenbedarf nicht“, sagt dazu Helmke Kaufner, grüne Abgeordnete in der Bezirksversammlung Mitte. „Schließlich stellt der Goßmarkt sein Gelände sonst auch Autohändlern zur Verfügung.“ Das habe der Großmarkt auf Anfrage zugeben müssen.

Im vergangenen November bereits hat der Bezirk Mitte seine Stimme abgegeben: Für eine Nutzung der Hälfte des Streifens als Rad- und Fußweg sprach sich einstimmig der Stadtplanungsausschuss aus. Die andere Hälfte, so befand man in Mitte, könne als „Deichverteidigungs-Straße“ dem Großmarkt für seinen LKW-Verkehr zur Verfügung gestellt werden. „Das war der Kompromiss“, erklärt Kaufner.

Mit den eineinhalb Kilometern parallel an der Südseite des Großmarkts vorbei würde nicht nur Rothenburgsort mit der City verbunden: Die Strecke ist auch das letzte fehlende Verbindungsglied eines durchgehenden Radwegs von Wedel bis nach Bergedorf – mit Elbblick. Ob die HamburgerInnen in den Genuss solch einer Route kommen werden oder der Großmarkt seine Stellfläche vergrößert – „das ist noch nicht ausgemacht“, sagt Umweltbehördensprecherin Köhnlein: „Jedenfalls wird das nicht ohne uns geschehen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen