■ Mit Erfindungen auf Du und Du: Designer-Särge
Nürnberg (taz) – Designer-Särge aus biologisch abbaubaren Kunststoffen mit Sickerwasser-Erfassung oder Schuhe für Hunde – Erfinder aus aller Welt haben für die diesjährige Ausstellung „Ideen – Erfindungen – Neuheiten“ wieder tief in die Trickkiste gegriffen. Über 300 Tüftler aus 40 Ländern stellen vom 28. – 31. Oktober 1999 auf dem Nürnberger Messegelände rund 500 neue Produkte vor. Ob unter den Neuheiten wieder Verkaufsschlager sein werden, die ihre Erfinder zu Millionären machen, kann auchMessechef Heiko Könicke nicht voraussagen. Zu oft traten belächelte Kleinigkeiten ihren Siegeszug um die Welt an, so der Koffer auf Rollen oder Inlineskates. Die Zahl der angemeldeten Patente jedenfalls, so Vera Frosch vom Deutschen Patent- und Markenamt in München, nimmt zu und kann 1999 die Rekordmarke von 94.000 erreichen. 560 Ingenieure und Techniker sind beim Patentamt mit der Bewertung der Geistesblitze beschäftigt. Im kommenden Jahr sollen 76 neue Stellen geschaffen werden, allerdings auch die Gebühren um 15 Prozent erhöht werden.
Das ärgert die freien Erfinder nach Aussagen von Karl Bauch, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Deutschen Erfinder-Verbandes, besonders. Der Verband kritisiert seit Jahren, dass kleine Tüftler ebenso 650 DM für ein Patent bezahlen müssen wie internationale Großunternehmen. Auch Kapitalgeber, die frühzeitig „echtes Risikokapital“ investieren wollen, finden freie Erfinder nur selten.
Zusätzlich beklagt der Verband, dass junge Leute zu wenig gefördert werden. Zwar bietet die Messe Foren für junge Erfinder, aber man ist auf Einzelinitiativen angewiesen. So sorgt ein Kunst- und Werklehrer im Maristengymnasium Fürstenzell in Niederbayern seit Jahren für Nachwuchs. Auch diesmal sind seine Gymnasiasten mit Ideen wie Pflege- und Puderbürste für Haustiere und Einhand-Wundpflaster vertreten. Einige Patente sind schon angemeldet.
Horst-Peter Wickel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen