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Spionagefall bei STN-Atlas?

■ Verfassungsschutz und STN dementieren Hacker-Einbruch

Forschungsergebnisse des Bremer Rüstungskonzerns STN Atlas Elektronik sollen in die Hand des neuen israelischen Geheimdienstes für Wirtschafsspionage „Malmab“ gelangt sein. Zudem sollen neue Forschungsergebnisse aus dem Bereich der U-Boot-Sonarsysteme „angeblich in den Labors des amerikanischen Anbieters ,Raytheon- aufgetaucht sein – bislang ohne Wissen der Atlas Elektronik“, schreibt der FAZ-Redakteur Udo Ulfkotte in seinem vor drei Wochen erschienenen Buch „Marktplatz der Diebe – Wie deutsche Firmen von Partnern, Verbündeten und Freunden ausgeplündert werden“.

Ein Sprecher des STN-Mutterkonzerns Rheinmetall wollte die Berichte gestern nicht bestätigen. Er sprach von „Mutmaßungen“ des Autors, die „sehr vage“ seien. „Das ist von unserer Seite nicht zu kommentieren“. Das Bremer Landesamt für den Verfassungsschutz, mit seinem Arbeitsbereich „geschützte Betriebe“ mitverantwortlich für die Spionageabwehr des Betriebs, erklärte, man habe „keinerlei Anhaltspunkte für eine Spionage der Israelis“. Doch scheinen Israelis selbst zeitweilig in das Forschungsprojekt involviert gewesen zu sein.

Ulfkotte berichtet von weiteren Sicherheitslöchern: „In der Vergangenheit sollen Israelis bei dem deutschen Unternehmen schon Unterlagen aus den Bereichen Hochfrequenztechnik, optronische Sensorik, Radartarnung und Radartechnik abgezogen haben, ohne dass dies bemerkt worden wäre. Selbst wenn man den neuen Fall in Bremen bestätigt finden würde, wäre es doch unwahrscheinlich, dass die Öffentlichkeit darüber etwas erführe“, schreibt Ulfkotte. „Denn die STN Atlas Elektronik hat seit geraumer Zeit eine aufwendige Firewall, mit der es Computer-Eindringlingen unmöglich gemacht werden soll, Daten abzuziehen. Ein Fachmann, der diese Fire-wall kennt, hebt hervor: „Intern weiß man, dass sie nur dazu dient, das Gewissen zu beruhigen, denn für Geheimdienste ist sie natürlich leicht zu knacken.“

In der FAZ legte Ulfkotte am Montag nach: Seit Anfang des Jahres hätten deutsche Rüstungsunternehmen vermehrt Computer-Einbrüche registriert, die Urheber würden in Israel vermutet. Israel verkaufe die von den Hackern gewonnenen Informationen „nach Erkenntnissen deutscher Behörden auch an andere Staaten oder international tätige Konzerne, um politische Allianzen zu schmieden.“ Gegenüber der taz bestätigte Ulfkotte seine Recherchen, die sich auf Quellen „aus der Umgebung des Unternehmens stützen“. cd

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