Umweltfreundlich und billig
Flüssiggas fürs Auto: Hamburger bieten jetzt die Zapfanlage für die Garage, weil das Tankstellennetz noch so weitmaschig ist ■ Von Gernot Knödler
Zur Tankstelle von Tobias Si-ckert im Altonaer Eschelsweg kommen im Schnitt fünf Kunden täglich. Obwohl der Kraftstoff, den der junge Mann verkauft, halb so teuer ist wie Benzin und pro Energieeinheit zehn bis 16 Prozent weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre entlässt als Benzin oder Diesel. Flüssiggas, wie auch Erdgas, erzeugt im Vergleich zu den sparsamen Dieselmotoren fünfmal weniger Ozon. Der Ausstoß krebserzeugender Rußpartikel, die den Dieselmotor so gefährlich machen, liegt bei gasbetriebenen Motoren unterhalb der Nachweisgrenze. Der Haken an der Sache: Es gibt kaum Gas-Tankstellen in Deutschland. Flüssiggas lässt sich nur an rund 100 Stellen in der Republik zapfen.
Die Propan-Gesellschaft, in deren Filialen zum Beispiel die Gasflaschen für Campingherde gefüllt werden können, versucht daher seit kurzem, mit einem besonderen Service neue Kunden zu gewinnen. Für 800 Mark Miete im Jahr stellt die Firma Privatleuten eine Mini-Tankstelle aufs Grundstück. Dreieinhalb Quadratmeter Platz reichten dafür völlig aus, versichert Pressesprecherin Isabell Kappe.
Gezapft wird das Gas fast wie Benzin, nur dass die Zapfpistole mit dem Tank verschraubt wird, weil das Gas unter einem Druck von neun Bar steht. Bei der Haustankstelle muss die Fahrerin das Gas jedoch von Hand in den Tank pumpen. 80 Hebelbewegungen genügten, um einen 50-Liter-Tank zu füllen, versichert Sickert.
Wer auf Flüssiggas umsteigen will, muss außerdem für 3500 bis 4000 Mark seinen Wagen umrüsten. Mit einem simplen Schalter lässt sich der Motor dann von Benzin- auf Gasbetrieb und wieder zurück stellen. Bei einer Jahreskilometerleistung von 35.000 Kilometern und einem Verbrauch von 9,5 Litern auf 100 Kilometer amortisiere sich die Investition innerhalb von knapp zwei Jahren, rechnet die Propan-Gesellschaft vor. Sie geht dabei von einem Benzinpreis von 1,75 Mark und einem Flüssiggaspreis von 80 Pfennigen aus und berücksichtigt den Mehrverbrauch gasbetriebener Motoren.
Wegen der platzraubenden Tanks und der reduzierten Reichweite sehen Experten im PKW allerdings nicht den optimalen Einsatzort für Gasmotoren. „Besonders spannend ist ein Gasantrieb vor allem für die Flotten von Behörden und Betrieben des öffentlichen Nahverkehrs“, sagt auch Cars-ten Knoch vom Landesverband des alternativen Verkehrsclubs VCD. Bei der Hamburger Hochbahn stößt er damit aber auf wenig Resonanz. Die wartet darauf, dass die Brennstoffzelle fertig entwickelt ist und scheut die Kosten einer zwischenzeitlichen Umstellung.
Nichtsdestotrotz fahren in anderen Ländern auch massenhaft PKW mit Gas. Allein 300.000 in Italien, ähnlich viele in den Niederlanden. Kein Wunder, dass von den fünf täglichen Kunden Tobias Sickerts drei aus den Niederlanden kommen. Seine einzigen Hamburger Abnehmer fahren dicke alte Mercedesse, die 20 bis 25 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer brauchen.