Rußfrei durch die City

Die Umwelt-Ingenieurin Maryam Pooresmaeli verkauft am Diebsteich elektrische Öko-Mobile von der Stange  ■ Von Gernot Knödler

Werbung für Ökomobile kann so einfach sein. „Ich muss das Twike nur irgendwo hinstellen und bin für die nächsten zwei Wochen ausgebucht“, sagt Maryam Pooresmaeli. Die Umwelt-Ingenieurin betreibt seit kurzem einen Laden für „Leicht-Elektro-Mobile“ (LEM) am Diebsteich in Bahrenfeld. Das Geschäft läuft erst an: Zur Zeit kommen zwei bis fünf Kunden am Tag. Ginge es nach dem professionellen öffentlichen Auftreten von Greenmobil und danach, was ein zeitgemäßer Stadtverkehr nach Ansicht von Pooresmaeli braucht, müssten es bald mehr sein.

Denn die gebürtige Iranerin verkauft Bausteine einer nachhaltigen Mobilität: das einsitzige elektrische Stadtauto „City El“ mit 50 Stundenkilometern Spitze, das Velomobil „Go one“ für sportliche Radler ganz ohne Motor oder eine Kombination wie das „Twike“, das es auf 80 Stundenkilometer bringt.

Das Twike, ein vollverkleidetes Dreirad für zwei Personen mit etwas Gepäck hat das Zeug zum Statussymbol unter den Alternativ-Mobilen: Es ist auffällig und trotzdem praktisch; es fährt mit Tempomat, Energierückgewinnung und Seitenaufprallschutz und tendiert mit einem Joystick aus einheimischem Buchenholz sogar zum Edlen. Doch trotz des stolzen Preises von 35.000 Mark kommt es nur als Stadtfahrzeug in Frage: Seine Reichweite endet bei ungefähr 80 Kilometern, selbst bei energiesparender Fahrweise und kräftigem Engagement von Fahrers Beinen.

„80 Prozent aller Fahrten sind kürzer als 50 Kilometer“, kontert Maryam Pooresmaeli. Und für den Rest könne man sich eine Bahncard zulegen oder eben nur den inzwischen üblich gewordenen Zweitwagen durch ein ökologisch vernünftiges Fahrzeug zulegen. So wie jüngst der Informatiker, der den 15.000 Mark teuren City El zur Testfahrt mitnahm und der sich denkt, dass so ein leichtes Wägelchen für den täglichen Weg zur Arbeit locker ausreicht. „Wenn mehr Leute von 1,2 Tonnen auf 220 Kilogramm umsteigen würden, dann wäre das ein enormer Fortschritt“, sagt Pooresmaeli.

Trotzdem sind Elektromobile als ökologische Alternative umstritten. In einem Beitrag für das Magazin Öko Test beurteilten Mitarbeiter des Umweltbundesamtes die Elektro-Flitzer kritisch: Weil auf dem Weg über Kraftwerk, Batterie und Motor so viel Energie verloren geht, sei ihr Gesamtenergieverbrauch dreimal so hoch wie bei vergleichbaren Benzinern. Man müsse daher „die Frage nach dem sinnvollen Einsatz erneuerbarer Energien stellen“, so die Autoren.

Der Kfz-Ingenieur Bernd Bleckmann, der Pooresmaeli in technischen Fragen berät, hält diese Argumentation für kontraproduktiv: „Wenn ich ein Fahrzeug habe, das so wenig Energie verbraucht, dass diese solar erzeugt werden könnte, ist viel gewonnen“, argumentiert er. Außerdem sei jedes Leichtfahrzeug ein sichtbares Zeichen, dass sich Leute Gedanken machen. „Das fördert ein ganz anderes Fahrverhalten als das, was wir täglich erleben“, sagt der Ingenieur.

Und die Kosten lägen bei E-Mobilen keineswegs höher als bei normalen Autos: Die Wägelchen sind wartungsarm und können für wenig Geld repariert werden, weil die Werkstätten kaum Aufwand beim Umweltschutz treiben müssen. Steuer und Versicherung sind sehr niedrig. Bei einer Jahresleistung von 25.000 Kilometern, versichert Pooresmaeli, „ist der Wagen in fünf Jahren abgeschrieben“.