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Lifestyle statt Dönerbude

Ein neues Magazin will für die Werbewirtschaft Deutschtürken aus der Spaßgeneration erschließen. 270.000 Haushalte bekommen „Etap“ per Post  ■   Von Annette Rollmann

Das Grand Hyatt am Potsdamer Platz ist stylish. Etap auch. Die Macher des Magazin für „modernes deutschtürkisches Leben“ präsentierten ihr Produkt gestern nicht etwa in den Kreuzberger Räumen eines türkischen Kulturvereins, sondern an dem für die Wirtschaftswelt trendigen Potsdamer Platz. Der Ort ist Programm.

Die Zeitschrift startet zunächst mit einer bundesweiten Auflage von 270.000 Exemplaren, einmal monatlich. Ozan Sinan, der Kopf des Magazins und finanziell gleichberechtigter Partner neben der Grüttergruppe, dem zweiten Herausgeber, glaubt mit dem Konzept eine Marktlücke bei den deutschsprachigen Printmedien schließen zu können. „Die dritte Generation der in Deutschland lebenden Türken liest nicht das auf türkisch erscheinende Hürriyet“, sagt Sinan. „Wir wollen für unsere Generation eine Möglichkeit zur Artikulation bieten.“ Der 27-jährige Geschäftsmann beschreibt die Angehörigen seiner Generation als Wanderer zwischen den Welten: „Aber wir sind in Deutschland aufgewachsen, leben und konsumieren hier.“ Ihnen ginge es um einen Perspektivenwechsel bei den Themen, die bei Etap vor allem typische Lifestylethemen sind. „Wir wollen diese aus Sicht der Deutschtürken präsentieren“, erklärte Sinan. Sie wollten weder die Täter- noch die Opferrolle einnehmen. „Wir wollen die Selbstverständlichkeit.“ Dabei gehöre es nicht zum Konzept des durchgängig in deutscher Sprache erscheinenden Magazins, sich mit rein türkischen Themen wie der türkischen Innenpolitik auseinanderzusetzen.

Die ersten drei Ausgaben werden anhand einer bundesweiten Adressendatei 270.000 deutsch-türkischen Haushalten kostenlos zugesandt. So spare man eine Werbekampagne. Das Heft werde, so hofft man, schnell in der Zielgruppe bekannt.

Die erste Ausgabe beschäftigt sich mit Mode, Make-up, moderner türkischer Küche und einem serviceorientierten Bericht zur Einbürgerung in Deutschland. Als Schwerpunkt stellt die elfköpfige Redaktion aus Deutschen und Deutschtürken Berlin und seine türkische Kneipen- und Clubszene vor. In ihrer Darstellung und thematischen Auswahl setzt sich die gut gestylte Zeitschrift deutlich von den Lebenswelten der Elterngeneration ab. Die Unternehmenskultur der Dönerbude ist für diese Zielgruppe keine Perspektive mehr. Das Heft präsentiert sie als gut ausgebildete, weitgehend integrierte Generation, die selbstbewusst ist und Erfolg haben will – und das in Deutschland.

Und Erfolg will auch ihr Chef. Ozan Sinan, der in seiner Funktion als Verlags- und Redaktionsleiter offenbar nicht viel Wert auf eine in der Medienbranche übliche und sinnvolle Trennung von Redaktion und Verlag Wert legt, betont die Chance für die Werbewirtschaft. Insgesamt gibt es rund 2,3 Millionen Deutschtürken, davon seien 53 Prozent unter 45 Jahre alt. Türkischstämmige junge Leute seien generell noch konsumfreudiger und markenbewusster als deutsche Konsumenten, glaubt Sinan: „Sie geben ihr Geld eher für Qualitätsprodukte und Statussymbole aus.“ Und auf Werbung und Anzeigen setzt natürlich nicht nur die Wirtschaft, sondern auch Etap. Das Heft gibt es für fünf Mark – allerdings nur im Abonnement, nicht am Kiosk.

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