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■ Die Bagger baggern in den Acker: Im Naturschutzgebiet Hollerland sind seit einer Woche die Ausgleichsmaßnahmen für die verlorenen Naturflächen angelaufen

Naninanunana? Was ist denn das? Bagger im Hollerland? BAGGER? „Mich rufen täglich bis zu zehn Personen an und fragen: Was passiert denn da?“, berichtet Feuchtwiesen-Aktivist Gerold Janssen. Genau an der Stelle, wo die berühmt-berüchtigte Hollerland-Trasse quer durch das Naturschutzgebiet hinter der Uni gelegt werden sollte, fuhren die Bagger vor einer Woche als erstes auf und senkten ihre Schaufeln in den regenwurmdurchtränkten Boden.

Doch Janssen gibt Entwarnung: Die Bagger sind gut. Zumindest das, was sie da tun. Janssen und die Bürgerinitiative für die Erhaltung des Hollerlandes haben sogar seit 1997 auf sie gewartet. Seit dieser Zeit lagen die Pläne vor, wie man das Hollerland durch Baumaßnahmen noch schützenswerter machen kann. Der alte Bausenator Bernt Schulte, Fan einer Straße durchs Hollerland und CDU-Mitglied, habe den Beginn der Maßnahmen blockiert. Kaum sei Bausenator-Nachfolgerin Tine Wischer im neuen Amt, Straßen-Gegnerin und Sozi, werde mit den Arbeiten begonnen, lobt Janssen.

„Ausgleichsmaßnahmen“ nennt sich das im Beamtendeutsch, was nun in den Feuchtwiesen begonnen hat. Gemeint ist ein gesetzlich geregelter Kuhhandel zwischen Baulobby und Naturschützern. Weil an einigen Stellen am Schutzgebiet geknabbert wurde, zum Beispiel mit dem neuen Wohngebiet „Im Hollergrund“, bekam man im Gegenzug Streicheleinheiten für die Natur versprochen.

Was da jetzt gemacht wird „das ist toll“, findet Janssen. Unter einem Stück des Hollerlandes liegt ein Salzstock, der einen Teil des Oberflächenwassers salzig macht – die „Pannlake“. Nur noch eine Handvoll solcher Stellen gibt es in Europa, und das, was in diesem besonderen Millieu so kreucht und fleucht, ist der wichtigste Grund dafür, dass das Hollerland bald durch EU-Umweltschutzrecht geschützt ist. Mit den Baggern, hofft Janssen, wird der Wirkungsgrad der Pannlake erweitert. Das Grabensystem soll verbessert, mehrere Flachwassersenken angelegt werden. Steinbeißer und Schlammpeizger hätten dann vielleicht mehr Platz für die Familienvergrößerung, langbeinige Vögel noch mehr Planschbecken und Futterorte. Auch fernab von der Pannlake werden neue Flachwasserzonen eingerichtet.

Am Jan-Reiners-Weg soll nun der versprochene neue Belag entstehen. Der kleine Weg, der mitten durch das Hollerland führt, soll zu einer Roller-Blade-tauglichen Strecke ausgebaut werden. Auf dass auch die Jugend die Natur entdeckt. Einzelne flachwurzelnde Bäume müssen dafür allerdings ihr Leben lassen. Ganz hinten schließlich, beim Kuhsiel im Nordwesten des Hollerlandes, liegen Erdwälle – notwendig, um den bereits vorhandenen Erlenwald zu erweitern. „Also alles nicht schlimm“, beruhigt Janssen. Das ist doch mal positiv! cd