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Zu inhaltlich, zu politisch“

■ Margrit Manz verlässt die Pankower Literaturwerkstatt und geht nach Basel: ein Gespräch über Event-Geilheit und Tourismuskultur

Margrit Manz, 1954 in Ostberlin geboren, ist Mitbegründerin der Literaturwerkstatt Berlin. Seit der Eröffnung 1991 ist sie dort als stellvertretende Leiterin für das künstlerische Programm zuständig. Zuletzt machte die Literaturwerkstatt durch ihr Engagement für den „Literatur Express Europa“ auf sich aufmerksam, für den im Juni 2000 etwa 100 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus über 40 Staaten durch elf europäische Länder reisen werden. Im November verlässt Margrit Manz die Literaturwerkstatt, um Anfang 2000 das Literaturhaus Basel aufzubauen – die erste Einrichtung dieser Art in der Schweiz.

taz: Warum verlassen Sie die Literaturwerkstatt?

Margrit Manz: Wenn ich jetzt sage, ich bin jetzt acht Jahre hier und das ist genug, das wäre nur ein Teil der Wahrheit. Die Kultursparmaßnahmen haben am härtesten die Sparte getroffen, die ohnehin am wenigsten gefördert wird, die Literatur. Es hat mich sehr berührt zu erfahren, dass ein Land wie die Schweiz, die bisher noch überhaupt kein Literaturhaus hat, auf einmal so eine Einrichtung eröffnen will. Da gründet sich eine Bürgerinitiative und wagt noch einmal diesen zähen Kampf, den ich noch von den Anfangsjahren hier in Pankow sehr gut kenne.

Sie leben Ihren Pioniergeist aus?

Ja. Ich bin riesig gespannt. Ich hoffe, dass in Basel die Dinge, über denen man so lange sitzt und nachdenkt, nicht so schnell verrauchen wie hier. Nach Berlin lässt man aus aller Welt die wundervollsten Denker einfliegen, die brennen dann hier ein Feuerwerk ab, und das ist es dann gewesen. Das ist typisch für diese Stadt.

Also ist Ihr Weggang auch eine Reaktion auf die Event-Geilheit der Berliner?

Als unser Kultursenator anfing, von „Leuchttürmen“ und „Highlights“ zu sprechen, dachte ich: Diese Tourismuskultur hat nichts mit meiner Anschauung von Literaturveranstaltungen zu tun.

Was läuft falsch im Berliner Literaturbetrieb?

Es gibt in Berlin nicht gerade besonders viel Industrie, und bei den wenigen hier ansässigen Firmen gibt es keine Tradition, Literatur zu sponsern. Bei einer Bank hat man mir einmal wortwörtlich gesagt, für sie sei Literatur zu politisch und zu inhaltlich.

Was kann man noch tun?

Wir haben in der Literaturwerkstatt viel versucht. Literarische Großveranstaltungen wie die Sommernacht der Lyrik wurden fortgesetzt, es gab eine CD beim HörVerlag mit Lyrik, die ein Bestseller geworden ist, es gibt ein Internetprojekt. Es muss sicherlich mehr Medienpartnerschaften geben.

Wie steht es denn mit der Immobilie in Pankow – dem Haus, in dem die Literaturwerkstatt zur Zeit untergebracht ist?

Dies Haus ist ein Restitutionsobjekt, aber die Erben, jüdische Eigentümer, kommen jetzt zu Recht darauf zurück und es muss ein anderer Standort gesucht werden, aber ohne Hektik. Ich bin optimistisch.

Interview: Susanne Messmer

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