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■ Die Europäische Zentralbank bekämpft die geringe InflationEurostabil

Eigentlich könnten EZB-Chef Wim Duisenberg und seine Kollegen zufrieden sein: Nach fast einem Jahr steht das zarte Pflänzchen Euro, das ihnen anvertraut wurde, gar nicht so schlecht da. Die Pflegeanleitung, die im Maastrichter Vertrag von 1993 ganz genau festgelegt wurde, scheint sich zu bewähren: Die Inflation liegt mit 1,2 Prozent im europäischen Durchschnitt weit unter der Alarmmarke von zwei Prozent – obwohl auch zwei Prozent eigentlich noch keine Inflation bedeuten.

Trotz der niedrigen Preissteigerungsrate geht es aufwärts mit der Konjunktur. Zwar hat der Euro sich nicht, wie seine Anhänger es erträumten, zur weltweiten Leitwährung gemausert und den Dollar verdrängt. Doch sind auch die pessimistischen Prophezeiungen der Gegner der Einheitswährung nicht eingetreten: Der Euro ist stabil. Wieso also erhöht die EZB die Zinsen?

Das oberste Ziel der „politisch unabhängigen“ Zentralbank ist die Geldwertstabilität. So ist es im Maastrichter Vertrag verankert. Nun hat die EZB im April dieses Jahres die Zinsen um 0,5 Prozent gesenkt – ein Schritt, den die Konjunktur und wohl auch die Regierungen ihr dankten. Zwar deuteten zu diesem Zeitpunkt keinerlei Anzeichen auf eine Preissteigerung. Dennoch war es ein mutiger Schritt, da der Euro gerade mal drei Monate alt war und die EZB eine frisch gebackene Institution, die sich noch nicht, wie die Deutsche Bundesbank, als glaubwürdige Währungshüterin bewährt hatte.

Glaubwürdigkeit aber ist das höchste Gut einer Zentralbank: Die Wächterin des Euro muss erst noch beweisen, dass sie glaubwürdig ist. Der Euro muss erst noch beweisen, dass er für Kapitalanleger eine Alternative zum Dollar ist. Da Diusenberg hoch sensibilisiert für jedes auch noch so kleine Anzeichen von drohender Inflation ist, erhöht er nun vorsorglich die Zinsen und macht sein Zugeständnis an die Politik rückgängig: Keiner soll sagen, er lasse sich von den Arbeitslosenzahlen oder den Investitionsrückgängen in Ostdeutschland beeindrucken – die sind nicht sein Problem.

Für Deutschland, dessen Wirtschaftswachstum auch nächstes Jahr voraussichtlich weit hinter dem europäischen Durchschnitt zurückbleibt, ist die Zinserhöhung schlecht. Ausgerechnet das „Hartwährungsland“, dessen Bewohner die starke Mark schon von weichen Lira geschwächt sahen, wäre jetzt froh über ein bisschen Inflation – wenn nur die Konjunktur nicht wieder nachlässt. Katharina Koufen

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