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Unterm Strich wartet der Abstieg

■ Der FC St. Pauli kämpft beim 0:0 gegen das Aufsteiger-Team aus Chemnitz couragiert gegen die eigene Ideenlosigkeit

Linienkalk, Spuren von Gras und Dreck auf dem Trikot, Lunge aus dem Hals, die Beine verschrammt – ohne Frage: Gekämpft hatten sie, die Zweitliga-Kicker des FC St. Pauli. Dass es gegen den Chemnitzer FC wieder einmal nicht zum ersten Heimsieg der Saison, sondern abermals nur zu einer torlosen Punkteteilung langte, hatte indes andere Gründe: Vor dem Tor zu unentschlossen, daher auch nur unentschieden.

Im Eifer des Gefechts vergaß der Tabellenvorletzte obendrein die spielerische Linie. Ganz böse Zungen behaupten sogar, dass man diese innerhalb der Reimann-Elf auch weiterhin vergeblich suchen wird. Trotz allem waren die Gastgeber im ersten Abschnitt das bessere Team und dem 1:0 durch Stefan Hanke (4. und 11. Minute) oder Holger Wehlage (27.) zunächst näher als die noch harmloseren Chemnitzer. So herrschte unter den rund 12.000 ZuschauerInnen im ersten Durchgang noch Stimmung, die auch für acht Spiele gereicht hätte. Zur Pause war denn auch lediglich der Pfiff des Schiedsrichters und nicht noch weitere zu hören.

Im zweiten Abschnitt wurden die Pauli-Kicker ihrer Behäbigkeit und der Ideenlosigkeit allerdings kaum noch Herr. Gestochere im Mittelfeld, ein Kick mit angezogener Handbremse und als Flugbälle getarnte Torschüsse, die ihr Ziel zumeist um mehrere Meter verfehlten. Ein Lichtblick: Holger Stanislawski auf der Libero-Position – der Hahn im Hühnerhaufen dirigierte seine Abwehr umsichtig und war bester Mann im Karree.

Mit zunehmender Spieldauer entwickelten dann jedoch alle immer kräftigeren Murks. Auch einige Fans waren nun nicht mehr in Form, forderten entweder das Eintrittsgeld zurück, den Unparteiischen zum Spielabbruch auf oder legten sich auf peinliche Gesänge gegen die prolligen CFC-AnhängerInnen fest.

Die Partie lief natürlich weiter, allerdings auf Sparflamme statt Hurra. Und das bis zum Ende. „Wenn der Ball nicht rein geht, geht er eben nicht rein“, sinnierte Pauli-Youngster Markus Ahlf. Schade, wenn St. Pauli nicht in der zweiten Liga bleibt, bleibt man eben nicht drin.

„Vor dem Tor fehlt uns ganz einfach die Klasse“, befand Trainer Willi Reimann und erklärte, dass der eine Punkt „unter dem Strich zu wenig“ sei. Da hat er Recht. Denn unter dem Strich wartet der Abstieg. Oliver Lück

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