: Elefant steuert Straßenbahn
■ Die „Kultourbahn“ rollt wieder. Diesmal spielen Bremens Bühnen Tram-Theater. Der Chef des Theaters am Goetheplatz, Klaus „Elefant“ Pierwoß, bringt den Zug ins Rollen
Körpergeruch. Schweiß. Lederjackenaroma. Vielleicht ein bisschen Nasenfett. Dazu Parfumwölkchen. Und die eine oder andere Schwade von Eau de Toilette. Jaha! So wird es duften und riechen, wenn sich die Mäuse und Elefanten aus Bremens Kulturszene treffen. Doch anders als im Witz (und bei den zoologischen Betrachtungen des CDU-Fraktionschefs Jens Eckhoff) wird kein Tierchen vor dem anderen die Flucht ergreifen. Elefanten und Mäuse werden sich am kommenden Sonnabend, 13. November, vielmehr auf engstem Raum scharen. Denn die „Kultourbahn“ rollt wieder. Und diesmal, bei der dritten Auflage dieser rumpelnden Werbung für Brem's Kulturleben, sind die Theater dran.
Wie die nebenberufliche Kulturstraßenbahnerin Renate Heitmann von der Bremer Shakespeare Company gestern bekanntgab, beteiligen sich sechs Theater an dem Programm. Nach einem Auftakt mit Musik wird der Intendant des Bremer Theaters, Klaus Pierwoß, um 13.45 Uhr ab der Domsheide höchstselbst die Bahn ins Rollen bringen. Ab 14.02 Uhr steuert sie in einem ausgeklügelten Kreisverkehrsfahrplan bedeutende Haltestellen sowie Theater in der Stadtmitte und Neustadt an.
Für die üblichen Tarife (Kurzstrecke, Normalfahrschein oder Bremer Kärtchen) können Interessierte zwischen zwei Programmen wählen. Sie können entweder auf einer der Bänke sitzen oder im Gang stehen bleiben und so einer viereinhalbstündigen Folge aus improvisierten und einstudierten Szenen sowie aus Interviews beiwohnen. Oder sie steigen an den von Moderator Otmar Willi Weber während der Fahrt angegebenen Haltestellen um in eine andere Tram. Die fährt sie dann zu einer Führung durch das Waldau-Theater und das Theater am Leibnizplatz oder zu einer Generalprobe im Schnürschuh-Theater.
Die „Kultourbahn“ war im Herbst schon zweimal unterwegs. Die OrganisatorInnen um die Galeristin Katrin Rabus und den Sprecher der Bremer Straßenbahn AG, Jürgen Lemmermann, ziehen die einmütige Bilanz: prima Sache. An Ideen für Dezember und das nächste Jahr herrscht laut Rabus kein Mangel. Am 4. Dezember fährt eine Bahn zum Thema „Kultur und Kinder“. Im nächsten Jahr sollen Bahnen zu den Themen „Expo-Projekte“, „100 Jahre Focke-Museum“, „Tanz“ und – pünktlich zur Sonderausstellung der Kunsthalle – „Der Blaue Reiter“ fahren. Katrin Rabus deutete an, dass ihre Eigeninitiative im nächsten Jahr wohl doch öffentlich gefördert wird. ck
P.S.: Häufig gestellte Fragen
Wo fährt die Kultourbahn?
Ab Domsheide um 14.02 Uhr, ab Sielwall um 14.05 Uhr, ab Hauptbahnhof um 14.12 Uhr und ab Brill um 14.22 Uhr.
Kann ich auch später zusteigen?
Aber sicher. Nämlich viermal jeweils 50 Minuten nach den angegebenen Uhrzeiten (zum Beispiel ab Domsheide 14.52, 15.42 Uhr und so weiter).
Ist das wirklich so einfach?
Nein. In der letzten Runde fährt die „Kultourbahn“ nicht in diesem Rhythmus, also atonal. Die Zeiten: Domsheide um 18.02 Uhr, Sielwall um 18.05 Uhr, Hauptbahnhof um 18.12 Uhr und Brill um 18.22 Uhr.
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