: Luftballons für Erhalt der Jobs
800 Albingia-Mitarbeiter demonstrieren erneut gegen Entlassungen ■ Von Magda Schneider
„Axa macht Albingia zu, die KollegInnen geben keine Ruh!“ Zum zweiten Mal binnen weniger Wochen haben gestern rund 800 MitarbeiterInnen der Albingia-Versicherung nach einer Betriebsversammlung gegen die Kahlschlagpläne der Kölner Axa-Colonia-Mutter demonstriert. Die Angestellten zogen vom Congress Centrum durch die City und ließen vor der Konzerndependance „Co-lonia-Nordstern“ an der Domstraße 600 Luftballons steigen – symbolisch für jeden bedrohten Job.
Im September – kurz nach dem Kauf der traditionsreichen Albingia mit ihren 1050 MitarbeiterInnen hatten die Axa-Colonia-Bosse bekanntgegeben, die Hamburger Zentrale bis zum September nächs-ten Jahres von der Elbe an den Rhein zu verlegen und in Hamburg 600 Arbeitsplätze zu killen.
Gestern legte nun der Betriebsrat ein Alternativkonzept vor. Danach soll die Verlagerung nicht im Hau-ruck-Verfahren durchgezogen, sondern bis zum Jahr 2005 gestreckt werden. „Nur so ist ein reibungsloser Übergang für die Kunden, das Unternehmen und die Beschäftigten gewährleistet“, heißt es in einem Positionspapier. Zudem sollen zu den verbleibenden 400 Arbeitsplätzen weitere 200 Jobs erhalten bleiben, in dem die Schadenbearbeitung dauerhaft in Hamburg bleibt. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben, 300 ältere Mitarbeiterinnen könnten aber längerfristig durch Vorruhestandregelungen ausscheiden.
Nach Angaben des Sprechers der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), Jörg Reinbrecht, war auf der Betriebsversammlung dem Albingia-Vorstandschef Volker Bremkamp, – früher angesehener Albingia-Chef, heute nur noch Empfänger von Axa-Colinia-Anweisungen – keinerlei Zusagen abzuringen. Er wolle zwar mit dem Betriebsrat verhandeln, Beschäftigungsgarantien über den 30. September 2000 könnte er aber nicht geben.
Für das Alternativkonzept wollen Betriebsrat und Gewerkschaften kämpfen. Denn für den Albingia-Kahlschlag – ein Unternehmen mit satten schwarzen Zahlen – gibt es laut HBV-Chef Ulli Meinecke keinerlei wirtschaftliche Gründe. „Axa schwimmt im Geld“, sagte er. „Es kann nicht sein, dass die Unternehmer die Gewinne unter sich aufteilen und die Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit entlassen“, empörte sich auch DAG-Sekretär Uwe Hedewig.
Die Betriebratsvorsitzende Relindis Baehr kündigte an, bei den anstehenden Verhandlungen um „jeden Arbeitsplätz zu kämpfen“. Und Meinecke denkt bereits laut über einen Arbeitskampf nach, um über die Kunden Druck zu machen. „Man muss über die Frage nachdenken, ob man die Hütte nicht mal ein paar Tage zu macht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen