: Lange Fahrzeiten sind ungewohnt
■ taz-Serie „Neu in Berlin“ (3): Der Fußballprofi Kai Michalke ist vom VfL Bochum zu Hertha BSC gewechselt. Das Ruhrgebiet bleibt seine Heimat
Kai Michalke, 23 Jahre alt, spielt seit Anfang Juli bei Hertha BSC. Seine Fußballerkarriere startete er beim VfL Bochum.
Mitte Mai war ich zum ersten Mal in Berlin und habe mir Wohnungen angeguckt. Ich ziehe jetzt nach Lichterfelde. Meine Freundin und ich wollten am Stadtrand wohnen, weil wir dort nicht viel vom alltäglichen Stress mitbekommen. Auch in Bochum habe ich etwas außerhalb gelebt.
In der Anfangszeit habe ich in Berlin Sachen besucht, die sich Touristen angucken: Ich war auf dem Fernsehturm und im Zoo. Mir gefallen im Sommer auch Cafés, wo man draußen sitzen kann. Wenn ich an Berlin denke, fällt mir ein, dass es jetzt wieder Hauptstadt ist. Es herrscht eine Riesen-Umbruch- oder Aufbruchstimmung, gerade durch den Regierungsumzug. Interessant finde ich den Ostteil, weil da noch so viel im Anfangsstadium ist.
An die langen Fahrtzeiten muss ich mich noch gewöhnen. Wenn man hier mal einen Bekannten besuchen will, der nicht gerade nebenan wohnt, kann ich nicht sagen, in zehn Minuten bin ich da. Daswar im Ruhrgebiet ein bisschen anders.
Gut finde ich, dass sich die Menschen in Berlin nicht so sehr von den Ruhrgebietlern unterscheiden. Dort sind alle sehr locker und aufgeschlossen, gehen aufeinander zu. Ich habe den Eindruck, dass das hier auch so ist. Ich werde sicher bald Kontakte knüpfen. Das Ruhrgebiet wird aber immer meine Heimat bleiben. Ich bin gebürtiger Bochumer und habe noch viele Bindungen dorthin. Natürlich vermisse ich meinen Freundeskreis in Bochum, aber ich habe ja ein Telefon. Wenn man jemanden lange Zeit nicht sieht, stellt sich wohl auch heraus, ob er ein richtiger Freund ist. Umso schöner wird es sein, als Besucher nach Bochum zu kommen.
Neulich waren wir im Musical am Potsdamer Platz. Zum Wannsee will ich mal fahren. Bestimmt werde ich viele Tipps von Bekannten bekommen. Der eine oder andere aus der Mannschaft gibt da auch Hinweise. Aufgezeichnet
von Annette Rollmann
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