: Auf die Kosten kommen
■ Reisebüros wollen Servicegebühr für Fahrplanauskünfte, Visa, Fährtickets
Manchmal würde Raimond Schau seinen Kunden am liebsten Geld geben, damit sie nichts bei ihm kaufen. Denn manche Buchung kostet den Inhaber vom Reisebüro Ticket Kontor mehr, als sie ihm bringt. Für einen verkauften Lufthansa-Flug für 199 Mark von Hamburg nach München bekommt ein Reisebüro beispielsweise 9,90 Mark Provision. „Da ist es für mich günstiger, wenn ich dem Kunden noch 20 Mark schenke, und er bucht woanders“, sagt Raimond Schau. Denn jede Buchung koste über 30 Mark.
Weil Bahn, die Lufthansa und andere Fluggesellschaften die Provisionen gesenkt haben und noch senken, sehen die Reisebüros ihre Schmerzgrenze erreicht. Deshalb hat der Deutsche Reisebüroverband nun beschlossen, Service-Entgelte einzuführen.
Die aufwendige Buchung einer Fähre, das besorgte Visum, die Bahnfahrkarte: Für diese und andere Leistungen wollen Reisebüros künftig eine Gebühr, etwa zwischen zehn und 30 Mark, erheben. „Eine gute Sache“, sagt ein Mitarbeiter einer großen Reisebüro-Kette, die auch in Hamburg vetreten ist. „Wichtig ist nur, dass alle mitziehen.“ Auch Raimond Schau begrüßt die Servicegebühr: „Ich halte sie für dringend notwendig, um einen gewissen Standard sicherzustellen.“ Er fürchtet allerdings, dass Reisebüros, die auf jede Buchung angewiesen sind, auf das Entgelt verzichten.
Tina Vidal vom Reisebüro Za-ckita Reisen ist sauer: „Ich bin wütend, dass die Airlines mal wieder alles auf die Reisebüros abwälzen, die hätten am liebsten, dass wir umsonst für sie arbeiten.“ Natürlich bestünde die Gefahr, dass viele Kunden wegen der Gebühr ihre Flüge und Bahnfahrten nun direkt buchen. „Als Reisebüro hat man nur eine Chance, wenn man Nischen belegt“, sagt Vidal. So sei Zackita Reisen nicht nur Vermittler: „Wir veranstalten auch Reisen nach Kuba, Venezuela und La Gomera.“
Und auch für Katrin Angelstein von FairLines ist völlig klar: „Wir müssen uns über das Thema Servicegebühren Gedanken machen. Auch wir werden im kommenden Jahr etwas einführen.“ Kein wirtschaftlich denkendes Reisebüro werde darum hrumkommen. „Wer so tut, der wird sich umgucken.“
Sandra Wilsdorf
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