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Ausgezeichnet gerüffelt

■ Libeskind erhält Architekturpreis für Entwurf des Jüdischen Museums. Der Geehrte kritisiert den Bauboom als Nicht-Event

Der amerikanische Architekt Daniel Libeskind ist für die Gestaltung des Jüdischen Museums mit dem Deutschen Architekturpreis 1999 ausgezeichnet worden. Der Neubau des Jüdischen Museums in Form eines geborstenen Davidsterns sei in seiner suggestiven und skulpturalen Form nicht vergleichbar mit herkömmlicher Architektur, urteilte die aus namhaften Architekten bestehende Jury. Bundespräsident Johannes Rau bezeichnete den Bau als Antwort einer humanen Architektur auf den Staatsterrorismus, der ein ganzes Volk auslöschen wollte. Er überreichte Libeskind die mit 50.000 Mark dotierte Auszeichnung.

Der von der Ruhrgas AG gestiftete Preis steht unter der Schirmherrschaft der Bundesarchitektenkammer. Er gilt als bedeutendster deutscher Architekturpreis. Der Ende Januar fertiggestellte Museumsneubau wird als „Jahrhundertbauwerk“ bezeichnet. Das Jüdische Museum müsse sich jetzt noch in der Praxis beweisen, erklärte die Jury. Erst mit der Eröffnung der ständigen Ausstellung im Herbst 2000 würden die Räume richtig erlebbar. Die erste Ausstellung im Jüdischen Museum ab Oktober 2000 wird die deutsch- jüdische Geschichte von der Zeit der Römer bis in die Gegenwart dokumentieren. Bisher kamen rund 80.000 Besucher, allein um die einzigartige Architektur zu besichtigen.

Die gegenwärtige Berliner Architektur kritisierte Libeskind als mittelmäßig. Mit Ausnahme einiger signifikanter Gebäude sei der Wiederaufbau Berlins ein „Nicht-Event“, sagte der Architekt gestern. Man habe eine große Gelegenheit verpasst. Er hoffe, dass die nächste Phase architektonisch fantasievoller sein werde.

Weitere fünf Architekturprojekte erhielten in diesem Jahr Auszeichnungen von je 10.000 Mark. Das Londoner Architekturbüro von Sir Norman Foster bekam den Preis für die Gestaltung des Plenums im Berliner Reichtag.

Ausgezeichnet wurde außerdem die Planung der Berliner Radsporthalle, des Ufa-Palastes in Dresden, des Photonikzentrums Berlin und der Wohnbebauung Küppersbuschgelände in Gelsenkirchen. dpa

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