Schwedische Kommentare zum HEW-Kauf von Vattenfall

Wird in den meisten schwedischen Medienkommentaren die Wichtigkeit des HEW-Anteilskaufs für Vattenfall vor dem Hintergrund des Einstiegs in den Europamarkt hervorgehoben, sorgte vor allem in der Wirtschaftspresse ges-tern der Preis für Skepsis: Ob man nicht einen zu hohen zahle, fragte Dagens Industri (Stockholm). Immerhin habe Vattenfall mit 73,62 Mark pro Aktie das Doppelte des momentanen Börsenkurses auf den Tisch gelegt. Spekuliert wird, ob neben dem Einstieg in den deutschen Markt nicht auch das Verhältnis zum einheimischen Hauptkonkurrenten „Sydkraft“ eine wichtige Rolle gespielt habe: Sydkraft/PreußenElektra sind der zweitgrößte HEW-Aktienbesitzer; über eine Kreuzverschachtelung bei HEW wird Vattenfall jetzt Miteigentümer bei Sydkraft.

Auch die Stockholmer Tageszeitung Dagens Nyheter räumt diesem einheimischen Aspekt weiten Raum ein, hält den Überpreis aber aus einem anderen Grund für angemessen: Über das Kooperationsabkommen mit Hamburg, das weiterhin 25,1 Prozent der Aktien hält, bekommt Vattenfall einen direkten Einfluss, der dem Aktienanteil beider Partner entspricht. Man hat also in der Praxis schon jetzt einen Stimmeneinfluss von 50,2 Prozent. Svenska Dagbladet (Stockholm) erwartet einen baldigen weiteren Vorstoß von Vattenfall auf dem deutschen Markt. Eine Kundenbasis von vier Prozent habe man mit dem HEW-Kauf, Vattenfall wolle nach eigenen Planungen aber auf zehn bis 15 Prozent kommen. Die Aussichten für Vattenfall wie HEW seien rosig: Die Liberalisierung des deutschen Markts folgt im wesentlichen der Entwicklung in Skandinavien und dürfte dies auch in Zukunft tun.

Vattenfall könne so gut die im Norden gemachten Erfahrungen einbringen. Reinhard Wolff