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Erfolgreiche Qualifizierung

■ Modellprojekt in Barmstedt zur Verhinderung von Arbeitslosigkeit nach Betriebsschließung hat sich für alle gelohnt

Nach zweijähriger Arbeit wird zum Monatsende die Qualifizierungesellschaft Barmstedt (QGB) ihre Arbeit einstellen. „Auf den Punkt genau 60 Prozent der Leute haben einen neuen Job gefunden – die Kraftanstrengungen aller hat sich gelohnt“, fasst der QGB-Personalverantwortliche Rolf Biermann die 24 Monate zusammen. „Bei Züchner wurde das erste Mal erkämpft, was in der Region Elmshorn nunmehr in vergleichbaren Fällen zur Praxis geworden ist“, erklärt der Elmshorner IG Metall-Chef Uwe Zabel.

Die Gründung der QGB war 1997 nach einem Arbeitskampf der 130 Beschäftigten der Dosenfabrik Züchner gegen die Betriebsschließung per Tarifvertrag zwischen der IG Metall und dem französisch-britischen Mutterkonzern Carmaud Metallbox (CMB) befristet auf zwei Jahre vereinbart worden. Nach mehreren Warnstreiks und einer Betriebsbesetzung hatte sich der Konzern bereit erklärt, 118 Beschäftigten durch die QGB für zwei Jahre eine Alternative zur Arbeitslosigkeit zu bieten.

Unter Einbeziehung von Kurzarbeitergeld zahlte der CMB einen Ausgleich auf 100 Prozent des letzten Nettolohnes. Zudem stellte der Konzern für die QGB Mittel zur Finanzierung von Qualifizierungsmaßnahmen, Kursen, Praktika oder Zweitarbeitsverhältnissen bereit, um die Beschäftigten wieder in den ersten Arbeitsmarkt einzugliedern.

Über 50 Beschäftigten konnte durch die QGB ein neuer Job vermittelt oder bei Existenzgründungen geholfen werden, mehr als 20 Ex-Züchner-ArbeiterInnen wurde überdies durch die soziale Absicherung der Übergang zur Rente ohne Arbeitslosenhilfe gewährleistet.

Nach Angaben des QGB-Geschäftsführers Hans-Joachim Olczyk bestand das Erfolgskonzept darin, dass für alle individuelle Wege gesucht und gefunden wurden. „Wir haben die Betroffenen nicht mit pauschalen Angeboten beraten, sondern hörten genau hin, wo der Schuh drückt“, betont Olczyk. „Die Ausdauer bei der Jobsuche konnten wir durch gezielte Hilfeleistung, Ermutigung und Stellensuche begleiten.“

Aber auch für diejenigen, die keinen neuen Job gefunden haben – vor allem ungelernte ausländische Frauen – waren die zwei QGB-Jahre nicht nutzlos: Sie konten Deutschkurse, Bewerbungstraining oder den Führerschein machen, bevor sie mit zwei Jahren Verspätung von der QGB in die Arbeitslosenversicherung kommen. Zabel: „Würde man mit Maßnahmen wie in diesem Fall die Arbeitslosigkeit halbieren, wären wir im Kampf die Massenarbeitlosigkeit einen deutlichen Schritt weiter.“

Magda Schneider

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