: Politisches Drama verärgert die Regierung
■ Hobbyautor will „Pitbullterrier“ und „Hosenscheißer“ auf die Bühne bringen
Berlin (AFP) – Ein Mitarbeiter von Staatschef Schröder, der sich als Theaterautor versucht, hat mit einem Enthüllungsdrama über den Politikalltag Unruhe in der Regierung ausgelöst. In dem Stück gehe es um einen Abgeordneten, der „im Parlamentsbetrieb aufgerieben wird und am Ende Autist ist“, sagte Autor Hans Wallow am Freitag. Wallow war bis Oktober 1998 SPD-Abgeordneter und ist seit April stellvertretender Leiter der Innenpolitischen Abteilung im Bundespresseamt. Er habe mit dem Stück „G. oder der hektische Stillstand“ keine Insider-Kenntnisse oder Staatschef-Satire, sondern ein Stück über den Parlamentsbetrieb geschrieben, der jede Kreativität ersticke. Die stellvertretende Regierungssprecherin Charima Reinhardt sagte, es werde ein Gespräch mit dem stellvertretenden Abteilungsleiter geben. Es würden ordnungsrechtliche Maßnahmen erwogen. Das auflagenstärkste Berliner Boulevardblatt brachte Extrakte aus dem Werk. Danach schildert Wallow die Intrigen, persönlichen Nöte und charakterlichen Deformationen, die den Politikeralltag prägen. Im ersten Bild liegt die Assistentin im Bett, mit der der Abgeordnete ein Verhältnis hat. G. fragt: „War ich gut?“, womit er aber nicht seine Leistungen als Liebhaber, sondern seine jüngste Bundestagsrede meint. Im weiteren ist von „grünen Hosenscheißern“, der „Energiemafia“ und „Schreibtischpistoleros“ des Staatschefs die Rede. Ein Thema ist der Kampf von Gerhard Schröder gegen seinen früheren Steuereintreiber Oskar Lafontaine, der in dem Stück „Andreas Labonte“ heißt. Auch der frühere Staatsminister beim Chef, Bodo Hombach (im Stück „Udo Horbach“), spielt eine Rolle. Er soll als „Pittbullterrier“ des Staatschefs Labonte wegbeißen.
Wallow sagte, ein Freund von ihm habe sich mit dem Stück an den neuen Intendanten des „Berliner Ensembles“, Claus Peymann, gewandt. Er wünsche, dass ein Dramaturg Peymanns das Stück durcharbeite. Die Idee sei aufgekommen, nachdem der Intendant in einem Interview gesagt habe, er wolle den Politikern den Spiegel vorhalten. Eine BE-Sprecherin konnte nicht sagen, ob Peymann das Manuskript erhalten hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen