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Anschlag auf FIS-Führer Hachani

■ Algerischer Islamist getötet

Madrid (taz) – Abdelkader Hachani holte wie jeden Tag seine Kinder von der Schule im Stadtteil Bab el Oued in Algier ab, als sich ihm zwei Männer näherten. Einer eröffnete sofort mit einer Kalaschnikow das Feuer. Bei Redaktionsschluss wurde Hachani, Nummer 3 der seit 1992 verbotenen Islamischen Heilsfront (FIS), noch im Hospital Maillot, dem größten Militärkrankenhaus des Landes, operiert. Nach Auskunft von Ärzten und Angehörigen erlag er gestern nachmittag seinen Verletzungen.

Hachani, der die FIS 1992 zu ihrem spektakulären Wahlsieg führte, war erst vor etwas mehr als einem Jahr aus der Haft entlassen worden. Er sprach sich immer wieder für einen Friedensprozess aus, sparte allerdings auch nicht mit Kritik an der Politik der Aussöhnung, wie sie Präsident Abdelaziz Bouteflika betreibt. Neben der Freilassung der beiden anderen FIS-Führer Abassi Madani und Ali Benhadj forderte Hachini immer wieder einen Dialog aller gesellschaftlichen Kräfte, um gemeinsam einen Weg aus der seit sieben Jahren andauernden blutigen Krise zu suchen. Präsident Bouteflika lehnte dies bisher ebenso ab wie die von Hachani verlangte Wiederzulassung der FIS.

Bis Redaktionsschluss hatte sich niemand zu dem Attentat bekannt. Bei der FIS-Auslandsführung in Bonn vermutet man die Täter entweder in den Kreisen von Armee und Polizeiapparat, die die Aussöhnung sabotieren wollen, oder beim harten Kern der Islamischen Bewaffneten Gruppen (GIA), der die Waffen nicht niederlegen will.

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