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Der Markt bereinigt sich damit“

■ Angebote oft unter der Kostengrenze: Ein Bauunternehmer über Verdrängungswettbewerb und Preisspirale im deutschen Baugewerbe

Felix B. ist Mitinhaber einer mittelständischen Baufirma in Berlin.

taz: Ist der Konkurrenzkampf um Aufträge im Baugewerbe härter geworden?

Felix B.: Auf jeden Fall. Wer einen öffentlichen Auftrag bekommen will, muss oft Angebote unterhalb der Kostengrenze abgeben.

Was haben die Unternehmen davon?

Mit einem öffentlichen Auftrag kann man gegenüber den Banken den Betrieb als einen darstellen, der noch eine gute Auftragslage hat. Und zwar mit gesicherten Forderungen, weil die Forderungen ja an die öffentliche Hand gestellt werden, und die geht nicht pleite.

Für die Unternehmen ergeben sich aber trotzdem Verluste.

Wenn eine Firma hohe Investitionen vorgenommen hat, dann muss sie ohnehin die Zinsbelastung für das Anlagevermögen tragen. Da ist es dann unter Umständen sinnvoll zu sagen, wir fertigen Fenster, egal ob wir einen Ertrag haben oder nicht. Hauptsache, wir haben eine gewisse Grundauslastung. Denn wenn die Anlagen stillstehen, habe ich nur die Fixkosten, aber es kommt nichts herein.

Das ist doch ein Preiswettlauf nach unten?

Ja, klar. Wer abhängig ist von öffentlichen Aufträgen, muss mitziehen in diesem Preiswettkampf nach unten. Und die Firmen sind nun mal an öffentlichen Aufträgen interessiert, weil die privaten Auftraggeber so große Liquiditätsprobleme haben. Deswegen ist man bereit, bei öffentlichen Aufträgen nachzulassen, weil man immerhin weiß: Zumindest bekomme ich mein Geld.

So kommen die Unternehmen auf Dauer aus den Verlusten trotzdem nicht heraus.

Sicher, aber der Markt bereinigt sich damit auch. Die Firmen kippen reihenweise weg. Ich kann das für meinen Bereich sagen: Fast jede Woche geht eine Fensterfirma pleite. Und da sind Namen dabei, wo ich staune. Langfristig wird das aber auch zu einer Entspannung führen, auch wenn das jetzt brutal klingt. Ich denke, die Talsohle ist bald durchschritten.

Interview: Barbara Dribbusch

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