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■ KommentarWirtschaft braucht mehr Kontrolle  Die Konsequenzen der Holzmann-Pleite

Bundeskanzler Schröder wirft dem untergehenden Baukonzern Holzmann den Rettungsring hin. Sollte der Ertrinkende doch noch mit letzter Kraft prustend und gurgelnd aus dem eiskalten Wasser gezogen werden, sind dem Retter die Ovationen sicher. Dass der arme Schlucker ob der Unterkühlung später noch einmal zur Gesundheit zurückfindet, ist allerdings unwahrscheinlich.

Den Retter in der Not zu spielen ist ein moralisch einträglicher Job. Zur Verhinderung des Unfalls allerdings hat man dadurch noch nichts getan. Der Staat trägt eine Verantwortung für die Wirtschaft, auch für einzelne Unternehmen – was ihm oft abgesprochen wird. Doch die Sorge um das Wohlergehen der Betriebe erfüllt die Regierungen gemeinhin zu spät. Wenn der Konkurs schon eingetreten ist, lässt sich meist nicht mehr viel machen. Eine Auffanggesellschaft kann mit staatlicher Hilfe die Teile von Holzmann am Leben erhalten, die sonst untergehen würden. Das könnte einige tausend Beschäftigte vor dem Gang zum Arbeitsamt bewahren. Hier müssen sich die Bundesregierung und die hessische Landesregierung engagieren – auch mit einigen hundert Millionen Mark. Das ist viel – und doch zu wenig. Es geht darum, schon vor dem etwaigen Konkurs Sicherheitsmechanismen einzubauen, um die kriminellen Bilanzfälschungen und milliardenschweren Tricksereien, die in deutschen Unternehmen in Mode kommen, zumindest zu erschweren. Staatliche Institutionen werden öffentlich und demokratisch kontrolliert. Wirtschaftsunternehmen, die oft mächtiger und reicher sind als Regierungen, bewegen sich dagegen in einer Zone der Geheimniskrämerei und Desinformation. Die bundesdeutsche Wirtschaft braucht deshalb eine ähnliche Behörde wie die US-amerikanische Aktien- und Börsenaufsicht. Im Vorbildland des Kapitalismus fällt es Konzernen viel schwerer, Verluste zu verschleiern und Informationen über Strafverfahren zu vertuschen, die gegen ihre Vorstände laufen. Das entzieht der Wirtschaftskriminalität wenigstens teilweise den Boden. Die Holzmann- und Deutsche-Bank-Chefs hätten ihre Belegschaften und die Öffentlichkeit nicht dermaßen an der Nase herumführen können.

Keine Frage: Der Rettungsring muss raus. Beim nächsten Mal sollte man aber vorher das Loch im Schiff abdichten.

Hannes Koch

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